Sie stellen 47 Prozent aller Spitalsbetten in Oberösterreich. Sie betreiben Krankenhäuser in Linz, Ried, Braunau, Wels, Grieskirchen und Sierning. Sie sind aus dem Gesundheitssystem unseres Bundeslandes nicht wegzudenken: die Ordensspitäler. Wie alle Krankenhäuser in OÖ sind sie von der Spitalsreform betroffen – die einen mehr, die anderen weniger. Und gerade hier beginnen die Probleme: Während für einen Teil der Ordenskrankenhäuser die Umstrukturierungen, die Schließung von Abteilungen und der Wegfall von Betten mit einigen Begleitmaßnahmen akzeptabel ist, klagen andere über die ungleiche Verteilung jener Last, welche eine Reform mit sich bringt. Gesprächsbereit sind alle und sehen den kommenden Verhandlungen über die Umsetzung der Reform an den einzelnen Standorten entgegen. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer beruhigt: „Kein Ordensspital wird geschlossen.“ In Sierning hat sich aber eine Bürgerinitiative gebildet, die eine Schließung des Spitals befürchtet.
Orden von Spitalsreform betroffen
Die einen können mit den Ergebnissen der Spitalsreformkommission leben, andere wollen verhandeln
Welche Auswirkungen hat die Spitalsreform auf die Ordenskrankenhäuser? Die KIZ hat bei den acht oö. Ordenskrankenhäusern nachgefragt.
„Lasst euch das nicht gefallen“, geben viele Anrufer/innen dem Krankenhaus der Elisabethinen Rückendeckung. Die Spitalsreform sieht für die „Lisln“ einen Abbau von 124 Betten vor (23 Prozent). Ärztlicher Leiter Dr. Franz Harnoncourt und Verwaltungsleiterin Sr. M. Engelberta Augl lassen Reformwillen erkennen: „Wir sind bereit, sinnvolle, ausgewogene Maßnahmen, die zum Erhalt des Gesundheitssystems führen, mitzutragen, wenn diese Maßnahmen auf alle Träger gleich verteilt sind“, sagt Harnoncourt. Aber: „Wir müssen jedoch zur Kenntnis nehmen, dass dies so nicht der Fall ist. Der Großteil entfällt auf uns. Das ist nicht akzeptabel.“
Ungerechte Verteilung
„Wir haben eine Größe, die ökonomisch sinnvoll ist und bei der sich die Patienten wohl fühlen“, sagt Sr. Engelberta. Warum gerade das Elisabethinenkrankenhaus so stark und überfallsartig von den Kürzungen betroffen sei, ist für sie nicht nach- vollziehbar. Die Elisabethinen sprechen von einer „offensichtlichen Benachteiligung“ jener Träger, die nicht in der Reformkommission vertreten waren. Die jetzt vorgelegten Ergebnisse der Kommission sehen sie daher als Verhandlungsgrundlage. „Wir erwarten, dass LH Dr. Josef Pühringer mit uns diskutiert.“
Auch die Franziskanerinnen von Vöcklabruck setzen für ihre beiden Krankenhäuser, Braunau und Grieskirchen, bei denen je zwei Abteilungen zur Disposition stehen, auf Verhandlungen mit dem Landeshauptmann. „Die Relation des Reformbeitrages entspricht gerade in Grieskirchen nicht der Relation unserer Größe. Er ist überproportioniert“, sagt Geschäftsführer Dr. Anton Riedl, „wir haben eigene Reformpositionen entwickelt, die wir in die Gespräche einbringen werden.“ Seriöse Aussagen zum Expertenbericht könne man noch nicht machen, „doch wenn man die Daten objektiv betrachtet, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die nicht in der Reformkommission vertretenen Träger benachteiligt sind.“ Damit schlägt Riedl in dieselbe Kerbe wie die Elisabethinen.
Nur zwei Vertreter der Orden
Die fünf Orden, die als Krankenhausträger in Oberösterreich fungieren, konnten nur zwei Vertreter in die Kommission entsenden. Sie einigten sich auf Primar Dr. Wolfgang Artmann, Krankenhaus Wels, und Dr. Michael Heinisch von der Vinzenzgruppe (Barmherzige Brüder und Schwestern). Dr. Heinisch meinte zum Vorwurf der Parteilichkeit von Seiten der Elisabethinen: „In der Kommission waren zehn Mitglieder, Experten und Trägervertreter. Durch diese Konstellation und die Spielregeln innerhalb der Kommission war es nicht möglich, Eigeninteressen zu vertreten und andere zu bevor- oder zu benachteiligen.“ Er verstehe aber die Emotionalität, die mit dem Ergebnis der Reformkommission verbunden sei. Er glaube jedoch auch, dass die eigentliche Arbeit in den Gesprächen mit jedem einzelnen Trägern zu den Vorschlägen der Reformkommission erst beginnen würde. Da hätten alle Träger die Möglichkeit, ihre Positionen auf den Tisch zu legen.
Unterschiedliche Meinungen
Insgesamt gibt es von den oö. Ordensspitälern zwei Gruppen von Stellungnahmen: jene, die mit der Reform leben können und sich Begleitmaßnahmen wünschen, und jene, die auf die folgenden Verhandlungen setzten, weil die Vorschläge für sie in dieser Form nicht akzeptabel sind (siehe Kasten rechts).
Über die kommenden Verhandlungen sagte LH Pühringer: „Ich bin für jeden Vorschlag offen, aber nicht Einzelinteressen entscheiden, sondern die beste Gesamtlösung.“ In Bezug auf die Zusammensetzung der Kommission meinte er, er gehe davon aus, dass die Orden in ihren Interessen so weit übereinstimmen, dass zwei Vertreter genügten. Er habe die Ordenskrankenhäuser diese zwei Vertreter ja auch selbst bestimmen lassen. Im Übrigen schätze er die Arbeit der Ordenskrankenhäuser. (Sie stellen derzeit 47 Prozent der Spitalsbetten in Oö.) Pühringer versicherte, die medizinische Versorgung werde nicht gemindert und kein Ordenskrankenhaus werde zugesperrt. Er ersuchte die Beteiligten um konstruktive Gespräche.
„Wir werden uns gut darauf vorbereiten“, sagt Georg Fiedler vom KH der Kreuzschwestern in Sierning. Der Vorschlag der Kommission stelle einen Nachteil für die Gesundheitsversorgung der Region dar. „Die geplante Bettenreduktion (von 87 auf 38) macht uns so klein, dass es wirtschaftlich nicht mehr vernünftig ist“, sagt er. Eine Bürgerinitiative kämpft in Sierning bereits für das Krankenhaus.
Elisabeth Leitner & Heinz Niederleitner
ZUR SACHE
Stellungnahmen
So stehen die oö. Ordenskrankenhäuser zu den Vorschlägen der Kommission:
– „So nicht akzeptabel, Nachverhandlungen notwendig“: Krankenhaus der Elisabethinen Linz: –124 Betten (–23 Prozent), Schließung der Abteilungen HNO-, und GGH (Gynäkologie- und Geburtenhilfe). Krankenhäuser der Franziskanerinnen von Vöcklabruck in Braunau: –42 Betten (–10 Prozent), HNO, Urologie, und Grieskirchen: –59 Betten (–23 Prozent), GGH und Kinderheilkunde. Krankenhaus der Kreuzschwestern Sierning: –49 Betten (–56 Prozent), Innere Medizin.