Die Modehäuser bieten jetzt die neuen Kleider der Frühjahrs- und Sommerkollektionen für 2005 an. Wir selbst holen die alten Wintermäntel heraus oder vielleicht können wir uns doch einen neuen leisten. Zu Beginn des Advents hören wir, wie der Apostel Paulus die Christen von Rom zum „Kleiderwechsel“ ermahnt. Nicht mit den alten Kleidern sollten sie auf die Ankunft des Herrn warten. Im Hinblick auf sein sicheres Kommen sollen sie das neue Gewand anziehen. Das alte Gewand ausziehen, die Werke der Finsternis ablegen heißt für Paulus ganz konkret: jede Art von Maßlosigkeit im Essen und Trinken vermeiden, jede Art von ungeordneter, ungezügelter Sexualität überwinden, jede Art von Streit, Aggression, Unversöhnlichkeit loslassen.
Das neue Gewand anziehen? Im Brief an die Galater verrät uns der Apostel Paulus, aus welchen Fasern das neue Gewand besteht: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (5, 22–23). Ein Kleid zum Wohlfühlen! Ein Kleid, von dem auch die anderen begeistert sein werden. Das neue Gewand ist letztlich Christus selbst. In der Taufe sind wir damit bekleidet worden, nicht nur im Zeichen des „weißen Kleides“, sondern in der unsichtbaren Wirklichkeit des Sakramentes: ganz mit Christus verbunden, vereint mit ihm als neue Schöpfung.
Wiederum steht für mich als Christ eine Entscheidung an. Wiederum habe ich am Beginn des Advent eine Chance, meine Freiheit gut zu gebrauchen: mich der alten Klamotten zu entledigen und das neue Gewand eines christlichen Lebensstils anzuziehen, damit mein Herz bereit ist für das Kommen Christi an Weihnachten. Bin ich dazu fähig? Aus eigener Kraft nicht. Darum heißt es im Advent immer wieder: Jetzt ist die Zeit der Gnade. Jetzt sind die Tage des Heiles. Richte dich auf: Es naht die Erlösung. Der Herr ist dir nahe.
ZUM WEITERDENKEN
Ein wichtiges Zeichen des Advents ist die brennende Kerze in der Dunkelheit. Gewöhnlich konzentrieren wir uns auf das Licht, auf die Flamme der Kerze. Es würde aber kein Licht brennen, wenn das Wachs nicht bereit wäre, sich schmelzen zu lassen. Wir beten gerne: Herr, lass mich ein Licht sein für andere. Bin ich aber auch bereit, mich „schmelzen“ zu lassen? Meinen Egoismus loszulassen, damit das Licht der Nächstenliebe durch mich strahlen kann?
Werner Ludescher ist Pfarrer in St. Sebastian in Dornbirn-Oberdorf