Das Jahr 2004 hat ihrem Leben neue Qualität gegeben: nach zwei Jahrzehnten besuchte Gerlinde Pöchhacker erstmals ein Gotteshaus. Nun will sie wieder in die Kirche eintreten. Ihrer Freunde fragen: Warum?„Noch vor einem Jahr hätte ich gesagt: Was hab’ ich mit Glauben und Kirche zu tun?“ Doch dann war der Tag, an dem Gerlinde Pöchhacker ihrem „unheimlichen Verlangen“ folgte: „Ich wollte wieder einmal in eine Kirche hineingehen“, erzählt die erfolgreiche Managerin. „Da habe ich so eine Wärme ums Herz gespürt, das kann ich gar nicht beschreiben. Ich habe fast geweint.“ Was sie an jenem Tag erlebt habe? „Ich habe so etwas wie Vertrauen gespürt. Ich habe wieder zu Gott zurückgefunden“, freut sie sich hörbar.Was hatte zum Kirchenaustritt geführt? „Der Verlust des Glaubens“, erzählt Pöchhacker, hat sie vor 19 Jahren dazu bewogen. Es war unmittelbar nach der HAK-Matura: „Und wie ich den Tag herbeigesehnt habe.“Es war weder der Kirchenbeitrag, als Studentin wäre sie weiter befreit gewesen, noch kirchliche Skandale, die sie austreten ließen. „Ich hatte das Vertrauen verloren, dass es noch etwas anderes gibt als das, was ich sehen und angreifen kann. In mir war das Gefühl, auch Gott hilft mir nicht, wenn es mir dreckig geht. “Auch Monate nach dem ersten Kirchenbesuch seit fast zwei Jahrzehnten erlebt Gerlinde Pöchhacker: „Früher habe ich geglaubt, ich muss immer alles alleine machen. Niemand hilft mir. Doch diesen Zorn habe ich angebracht“, beschreibt die Prokuristin ihr Gefühl, das sie immer wieder in die Kirche zieht: um dort die Stille zu suchen und mit Gott ins Zwiegespräch zu kommen. „Das ist der Raum, wo ich die Kraft meines Glaubens auch körperlich spüre. Und ich freue mich, dass mir das Energietanken gut tut. Meine Freunde haben es fast nicht geglaubt.“Für lebhafte Diskussionen im Freundeskreis sorgt nun ihre nächste Ansage: „Ich trete in die Kirche ein.“ Die Reaktionen reichen von der Frage, ob sie denn heiraten wolle bis hin, ob sie jetzt wahnsinnig sei – bei den Verhältnissen in der katholischen Kirche.„In Fragen der Organisation und der Personalentwicklung gibt es durchaus enormen Reformbedarf“, ist die Innovationsmanagerin überzeugt. „Aber das ändert nichts an meinem Glauben.“ Zum Einwand, sie könne doch einfach auch so glauben, ohne dabei zu sein, meint Gerlinde Pöchhacker: „Ich will wieder dabei sein, mit allen Vor- und Nachteilen. Schließlich wäre es nicht O.K., die Infrastruktur zu nutzen ohne meinen Beitrag zu leisten. Und ich genieße es, in die Kirche zu gehen.“
Wiedereintritt in die Kirche
Hintergrund
Die Gründe, über einen Wiedereintritt in die Kirche nachzudenken, sind äußerst vielfältig. Auslöser sind oft persönliche Erlebnisse, die mehr als gewöhnlich den Alltag prägen.
Folgende Motive werden oft genannt:
- die Sehnsucht nach Geborgenheit, - das Gebet als Gespräch mit-Gott-Suchen oder - weil viele Feste erst durch biblische und kirchliche Traditionen ihre Bedeutung erhalten.Praktische Gründe. Für viele Menschen hat der Eintritt in die Kirche neben einer spirituellen Bedeutung auch praktische Gründe: - der Wunsch nach einer kirchlichen Hochzeit, - die Taufe eines Kindes oder - das Erleben einer kirchlichen Beerdigung sind häufig Situationen, in denen über die eigene Lebenssituation nachgedacht wird.
Der Wiedereintritt sollte mehr sein als nur ein formaler Verwaltungsakt. Weil die persönliche Situation in der Vorbereitung ausreichend Raum erhalten soll, ist es schwer möglich, eine allgemein verbindliche Dauer der Vorbereitung zu benennen. Diese persönliche Abstimmung unterstreicht auch den Stellenwert des Wunsches, wieder in die Kirche einzutreten. In jeder Pfarre besteht die Möglichkeit, ein Gespräch über einen Wiedereinritt in die Kirche zu führen.