Was der heilige Valentin mit dem „Tag der Verliebten“ (nicht) zu tun hat
Ausgabe: 2005/05, Valentin, Blumen, Brauch, Fuchs
02.02.2005
- Guido Fuchs
Dass sich Liebende am Valentinstag Blumen schenken, dafür kann der Heilige nichts. Doch in immer mehr Pfarren findet der weltliche Brauch eine neue Deutung.
Kaum ein anderer Heiliger wird in den Medien so oft beschrieben wie der heilige Valentin von Terni am 14. Februar. Obwohl wir über diesen Märtyrer, der möglicherweise im 3. Jahrhundert sein Leben ließ und alsbald in Umbrien (Italien) verehrt wurde, so gut wie nichts wissen, wird ein rührendes Bild gezeichnet: Ein Mönch soll er gewesen sein, der Liebenden Blumen aus seinem Klostergarten schenkte, der Paare gegen den Willen des Kaisers christlich traute, und der, als er ins Gefängnis geworfen wurde, sich in die Tochter des Wärters verliebte.
Blühender Unsinn, auch wenn angebliche „Quellen“ dafür ins Feld geführt werden. Weder gab es im 3. Jahrhundert Mönche und Klöster noch Formen einer christlichen Trauung. Auch die immer wieder angeführten altrömischen Feste am 1. März (zu Ehren der Göttin Iuno, der Beschützerin der Ehe) und am 15. Februar (ein Hirtenfest) können wohl nicht als Hintergrund dafür gesehen werden. Woher aber kommt der Brauch, dass sich Liebende am 14. Februar Blumen schenken?
Nachklang zu Lichtmess
Seit einiger Zeit wird auf kirchliche Zusammenhänge verwiesen: In Gallien hat man die Geburt Jesu zunächst am 6. Januar gefeiert. Damit fiel das Fest „Mariä Lichtmess“ (heute „Darstellung des Herrn“ genannt), das 40 Tage später gefeiert wird, auf den 14. Februar. Inhalt dieses Festes ist, dass Maria und Josef den 40 Tage alten Säugling Jesus zum Tempel getragen haben. Zu den älteren Beständen des Festes zählt der Gesang „Sion, schmück dein Brautgemach, und empfange Christus, den König“. Als mit der Einführung des Weihnachtsfestes am 25. Dezember in Gallien auch „Mariä Lichtmess“ auf den 2. Februar rutschte, sei über das Mittelalter hinweg die Erinnerung daran erhalten geblieben, dass zum 14. Februar das Thema der „Ankunft des Bräutigams“ gehört hatte. So sei in Frankreich der „Tag der Brautleute“ entstanden, der nur zufällig auf den Todestag des heiligen Valentin fiel. Als „Tag der offenen Herzen“ und als „Love Day“ verbreitete sich der Brauch auch in Belgien, England und Amerika. Von dort kehrte er wieder nach Europa zurück. Aber auch diese Version vom Valentinsbrauch als Nachklang von „Mariä Lichtmess“ hält einer geschichtlichen Prüfung nicht stand. Als der Gesang (Sion, schmücke …) entstand (um 750), wurde auch in Gallien Lichtmess längst am 2. Februar gefeiert. Wahrscheinlich ist es wohl so, dass es sich beim Valentinsbrauch um ein sehr altes Frühlingsbrauchtum der ledigen jungen Leute handelt, dem der Heilige lediglich seinen Namen geliehen hat. Interessanterweise macht aber der Valentinstag seit einigen Jahren durch den „Gegenbrauch“ einer Segnung von Liebenden und Paaren kirchlich von sich reden. Von Erfurt ausgehend hat er sich in kurzer Zeit vielerorts etabliert. Es handelt sich um die geradezu klassische Umformung eines „heidnischen“ Brauchs (so kann man die Kommerzialisierung Valentins durchaus nennen) durch eine christliche Feier.
Hintergrund
Gottes Segen für Liebende
Am Valentinstag 2000 lud der Erfurter Dompfarrer Reinhard Hauke mit Zustimmung seines Bischofs Joachim Wanke zu einem ökumenischen Segnungsgottesdienst „für alle, die partnerschaftlich unterwegs sind“ ein. Hauke wollte nicht hinnehmen, dass ein Heiliger für ein profanes Fest vereinnahmt wird, ohne dass die Kirche etwas daraus macht. Auch viele der Kirche fern stehende Menschen nehmen dieses Angebot an, berichtete Pfarrer Hauke bei der Wiener Stadtmission. Weil Segnungsgottesdienste am Valentinstag auch in Österreich zunehmen, hat die Bischofskonferenz kürzlich eine Orientierungshilfe veröffentlicht. In seiner Pfarre Pasching bietet der Linzer Familienseelsorger Franz Harant heuer zum fünften Mal am Sonntag vor Valentin einen Segnungsgottesdienst für Liebende und Paare an. Am Valentinstag selber gibt es zusätzlich einen Vortrag mit Gespräch zu einem Ehe- und Partnerschaftsthema. „Der Valentinstag“, sagt er, „ist ein gutes Datum, um für eine Beziehungskultur und Beziehungsspiritualität von Verliebten, Verlobten und Verheirateten zugunsten der Bindung in Ehe und Familie zu werben. Denn Blumen, Parfüm oder Bonbonnieren allein sind zu wenig für gelingende Liebesbeziehungen vor und in der Ehe.“ Die Menschen haben das Angebot sehr positiv aufgenommen und sagen das auch. Die Kirche ist an diesem Tag voll wie selten. „Man spürt“, so Harant, „dass es den Leuten gut tut, dass ein wichtiger Teil ihres Lebens in der Kirche zur Sprache kommt.“ Eingeladen zum Gottesdienst sind alle Paare, auch wenn sie (noch) nicht in einer sakramentalen Ehe leben. Gerade diese Menschen auf die Ehe hin zu sensibilisieren, ist Harant wichtig. Darüber hinaus werden die Brautleute der letzten zehn Jahre gezielt angeschrieben. „Wenn dann am Schluss des Gottesdienstes viele Paare allen Alters zum Segen herauskommen, so ist das ein stärkendes Gemeinschaftserlebnis, aber auch ein kleines Bekenntnis, dass sie ihre Beziehungskultur überprüfen und mit Gottes Hilfe gestalten wollen.“