Eine neugierige Maus an der Katholischen Universität
Zweimal jährlich werden Künstler/innen eingeladen, die Räume der Katholischen Privatuniversität KU zu bespielen. Birgit Petri erkundete in diesem Semester alle Gänge, Ecken und Winkel und hinterließ ihre künstlerischen Spuren – an allen (un-) möglichen Stellen.
Ausgabe: 2016/20
18.05.2016 - Elisabeth Leitner
„Soviel gelacht und geschmunzelt wurde schon lange nicht mehr hier“, eröffnete Prof. Monika Leisch-Kiesl als Kuratorin der Ausstellung das Gespräch mit der Künstlerin im Hörsaal. Kein Wunder: wenn ein Student nach einer vielleicht nur mittelprächtigen Prüfung im Gang auf einer Kartontafel liest „Da hast du´s“, oder die „Niveau-Obergrenze“ in einem Buch deutlich hervorgehoben wird. Auch nachdenklich Machendes findet man an allen Ecken und Kanten: „Ich lebe nicht ewig“ wird in einem Bild festgehalten. In einem Bilderrahmen mit neongelbem Hintergrund über einer Schautafel steht zu lesen: „Kann ich irgendwas machen, um dein Herz zu heilen?“ Die Künstlerin Birgit Petri verpasste dem Eingang des Hörsaals einen Blümchen-Vorhang, schuf Bilderwände mit runden Rahmen, in denen sich Radierungen befinden – so groß wie Briefmarken. Diese unglaubliche Sammlung an Kunst, die großteils für die KU geschaffen wurde, zieht sich durch das ganze Gebäude der Katholischen Universität in der Bethlehemstraße. Jede Arbeit erzählt eine Geschichte.
Bild und Text sind verwoben
„Ich habe mich wie eine neugierige Maus durch die Räume bewegt“, erzählt Birgit Petri. Sie suchte versteckte Winkel, verborgene Ecken, in denen so manches liegen blieb oder noch nie jemand hingesehen hatte. Nichts war unwichtig genug, nicht beachtet zu werden: die Lichtschalter, die WC-Tür, eine Abdeckung für einen Elektroanschluss, eine Säule am Gang. Ellipsen und Kreise ziehen sich durch die Uni. Eine helle, freundliche Stimmung, aber auch etwas „Morbides“ hat sie in den alten und neuen Räumen ausgemacht. Bild und Zeichnung, sowie Text und Sprache sind die Mittel ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Es hat einige Zeit gedauert, bis sich Petri als bildende Künstlerin selbst die Erlaubnis gab, zu schreiben, sagt sie im Gespräch. Heute sind Bild und Text miteinander verwoben. Ihre Wortspielereien haben auch bei schweren Themen wie Vergänglichkeit, Scheitern, Tod eine große Leichtigkeit. Die aktuelle Ausstellung trägt den Titel „Waldhaarmützenmoos“. Sie verführt die Betrachter/innen dazu, mitten im (Uni-)Alltag stehen zu bleiben, sich überraschen, irritieren zu lassen und sich den einen oder anderen Satz für das Studium oder das Leben mitzunehmen. „Wir wissen es nicht“ – ist nur einer dieser Sätze auf Kartonage. Das muss man an einer Uni auch einmal sagen dürfen.
KU Linz, Im Vorbeigehen, bis 1. Juli 2016
Zur Künstlerin Birgit Petri
Birgit Petri wurde 1984 in Wels geboren, studierte ab 2002 Bildende Kunst an der Kunstuniversität Linz, absolvierte diese 2008 mit Auszeichnung. Seit 2003 ist Petri an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Sie lebt und arbeitet in Wien, Papier ist ihr bevorzugtes Material, Bild und Text sind in ihren Arbeiten verwoben.