Schönborn: „Nach der Wahl Österreich zusammenführen“
Mit einem Appell an den künftigen Bundespräsidenten, die Politik und die Bürger/innen rief Kardinal Christoph Schönborn nach der Wahl dazu auf, Gräben zu überwinden.
Ausgabe: 2016/21
24.05.2016
„Der neue Bundespräsident muss versuchen, das Land zusammenzuführen“, mahnte der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz und ergänzte: „Der Wahlkampf hat stark polarisiert, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche.“ Er vertraue darauf, dass die Österreicher als reife Demokraten jetzt den Weg des Miteinander gehen würden. „Respekt und Verantwortungsbewusstsein sind vom neuen Bundespräsidenten und von allen maßgeblichen politischen Kräften in Österreich jetzt besonders gefordert. An uns Bürgern und Bürgerinnen liegt es, sie dabei zu unterstützen.“ Zum Wahlsieger, der am 8. Juli sein Amt antreten wird, sagte der Wiener Erzbischof: „Ich gratuliere Alexander Van der Bellen und wünsche dem neuen Bundespräsidenten Gottes Segen für sein hohes Amt. Ich wünsche ihm eine gute Hand für das Miteinander, das Österreich zu einem stabilen, freien und auch prosperierenden Land gemacht hat. Und ich wünsche ihm ein gutes Gespür für die Aufgabe Österreichs in Europa und in der Welt.“
Zwei Hälften
Van der Bellen hatte sich erst nach Auszählung der Briefwahlkarten mit nur 31.026 Stimmen Vorsprung gegenüber dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer (FPÖ) durchgesetzt. In einer ersten Rede nach der Wahl sprach Van der Bellen, der seine Parteimitgliedschaft bei den Grünen nun ruhend stellt, die Polarisierung an: „Diese Gräben haben schon länger bestanden, vielleicht haben wir nicht genau hingesehen.“ Das Land brauche eine neue Gesprächskultur, mahnte der künftige Bundespräsident. „Es sind zwei Hälften, die Österreich ausmachen. Die eine Hälfte ist so wichtig wie die andere. Ich könnte sagen, Du bist so wichtig wie ich und ich bin so wichtig wie du.“ Als Ziel nannte Van der Bellen, dass in sechs Jahren „möglichst alle Menschen in Österreich sagen können, ja mir geht es gut oder besser als vor sechs Jahren“.