Abschiede hinterlassen Leere. Ob freiwillig oder unfreiwillig, wo Abschiede anstehen, werden Gefühle wach, die uns verunsichern, erschrecken oder verwirren. Zu einem Abschied führt uns auch das Evangelium: Jesus spricht zu den Jüngern von seinem Ende und der Rückkehr zum Vater. Die Gemeinschaft mit Jesus hat das Leben der Jünger geprägt. Sie wollen und können nicht verstehen, dass das zu Ende sein soll. Es ist wie in unserem Leben: Im ersten Moment wollen wir es nicht wahrhaben, wir wehren uns dagegen und wissen nicht, wie es weitergehen soll.
Jesus weicht dieser Situation nicht aus. Er spricht die Jünger direkt an und verweist auf den Glauben. Glauben soll den Jüngern helfen, mit ihrer Verwirrung und ihrem Erschrecken umzugehen. Jesus macht ihnen klar, dass sein Abschied ein Ziel hat: Er geht zu seinem Vater, um einen Platz für sie vorzubereiten. Das Wissen um ein Ziel lässt schmerzhafte und verwirrende Situationen leichter ertragen. Als Christen sind wir nicht ziel- und heimatlos auf unseren Lebenswegen unterwegs, denn wir werden im Haus des Vaters erwartet. Dieses Wissen dient nicht der Vertröstung, sondern will das Gegenteil bewirken. Das macht Jesus deutlich: Die Jünger haben ihre Wege zu gestalten.
Der Blick ins Jenseits führt zu einem neuen Blick ins Diesseits: Der Weg, den die Jünger und Jüngerinnen Jesu zu gehen haben, ist der Weg Jesu. Nicht abgehoben vom Leben der Menschen und der Welt entfremdet, sondern mitten in der Welt gemeinsam mit den Menschen. Menschen sind in der Begegnung mit Jesus der Wahrheit ihres Lebens näher gekommen. Der Alltag mit all seinen Schwierigkeiten und Mühen wurde durchsichtig auf Gott. So erhielten Menschen neuen Mut, ihr Leben in die Hand zu nehmen, auch dann, wenn manches schief gelaufen war. Die Begegnung mit Jesus gab neue Hoffnung und Zuversicht, dass es doch noch gut werden kann. Nehmen wir Jesu Wort ernst, das er uns heute mit auf den Weg gibt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14, 6).
Zum Weiterdenken
Christliches Leben wird dort lebendig und spannend, wo wir Jesus zum Maßstab unseres Denkens, Fühlens und Handelns nehmen.
Jesu Leben zeigt, dass es um den Einsatz für Menschen geht, deren Leben bedroht, behindert oder gescheitert ist. Ihnen gilt seine besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung.