1000 Jugendliche, 2000 Lux, 3000 Watt – ein Gott. Die Diözesen Wien und Innsbruck versuchten neue Gottesdienstformen für Jugendliche.
Tausende Jugendliche drängen schon lange vor dem angekündigten Beginn hinein, nehmen Enge und unbequemes Sitzen auf dem Boden in Kauf. Langsam steigt die Spannung, und als die Band endlich die ersten Akkorde spielt, bricht Jubel los – eigentlich nichts Besonderes bei einem Jugend-Event. Aber wir sind nicht auf einem Rock-Konzert, sondern bei einem Gottesdienst in einer Kirche. Der Wiener Jugendseelsorger Gregor Jansen sieht die mittlerweile neun „find-fight-follow“-Gottesdienste als Versuch, dass Jugendliche die Liturgie der Kirche tatsächlich als eine Feier erleben können.
Was finden Jugendliche hier, das sie sonst nicht kriegen? „1000 Jugendliche. 2000 Lux. 3000 Watt. 1 Gott“ – das Motto der Katholischen Jugend der Diözese Innsbruck für ihre Event-Gottes-dienstreihe„wundern/warten/ werden/wirken“ gibt Antwort: Hier geht es darum, Gottesdienst in der Sprache, in der Bewegung, im Sound und im Licht der Jugend zu feiern. Da gab es Scheinwerfer, die Kirchengewölbe mal rot, mal blau, mal grün erleuchteten, E-Gitarren, szenische Spiele, gemeinsames Tanzen, eine große Leinwand und viele persönliche Gedanken und Bekenntnisse von Jugendlichen: Ein Mädchen, das sich für das Lächeln ihres verstorbenen Bruders bedankt. Ein Junge, der sagt, wie es ihm mit seinem Gott geht. Chor und Band, die im Sound von „God is moving“ klarstellen, dass sie von Gott bewegt wurden und damit auch die Zuhörer/innen mitreißen. Wie sehr sich Elke (13) von einem derart gestalteten Gottesdienst angesprochen gefühlt hat, schreibt sie ins Gästebuch auf der Homepage: „Ich bin völlig begeistert! Es war echt die schönste, lebendigste und modernste Messe, die ich wahrscheinlich je miterlebt habe! Die Lieder waren superschön, die Lichteffekte waren beeindruckend und die Stimmung war nicht zu übertreffen. Die Predigt war sehr gut und das Schattenspiel und kurze Theaterstück waren sehr gelungen! Sogar einige Freundinnen von mir, die nichts, aber echt gar nichts von der Kirche halten, waren total begeistert!“ In Wien geht die Katholische Jugend nun einen Schritt weiter: Der nächste „find-fight-follow“-Gottesdienst am 9. Oktober 2005 wird zugleich die Eröffnung der jugend.kirche.wien in der Pfarrkirche St. Florian sein. „Hier soll die Idee, die auch hinter den so genannten Event-Gottesdiensten steht, einen fixen Standort bekommen: Jugendlichen Raum geben, ihrem Lebensgefühl, ihrer Sprache, ihren Talenten, ihren vielfältigen Szenen und Gesichtern, ihrer Kraft und ihren Sehnsüchten, ihrer Kritik und ihrem Ärger, ihrer Neugier und ihren Fragen“, sagt Gregor Jansen.
Die Jugendlichen möchten hier „Glaube und Kirche fröhlicher und persönlicher erleben als bei uns in der Pfarre“, wünscht sich Herbert (16). Dass hier ein „Ort für Jugendliche entsteht, wo man ihnen zuhört und sie sich auch zuhause fühlen können“, hofft Jenny (20). Und Babsi (18) erwartet sich einen Platz, „an dem gefeiert und erlebt wird – und das auch außerhalb der Messen“. Für Tamara (17) bedeutet Jugendkirche „jederzeit willkommen zu sein, ohne mich verstellen zu müssen (z. B. bezgl. Kleidung)“. „Gott will so wirken wie du bist“ hieß es im Auftakt zum letzten Tiroler Gottesdienst in Wörgl. Dieser Satz fasst die Event-Gottesdienste gut zusammen: Ein Versuch, Gott wirken zu lassen –vielleicht auf ungewohnte Weise, aber gottgemäß und jugendgemäß.
In der Sprache der Jugend
Im Jahr 2003 organisierte die Katholische Jugend in Wien die ersten Großgottesdienste im neuen Kleid. Mit elektronischer Musik und Licht wurden Kirchen in „Discos Gottes“ verwandelt. Die ersten drei Gottesdienste standen unter den Themen „Gott finden“, „Mit Gott ringen“, „Gott folgen“. Seither heißt die Reihe „find-fight-follow“. Am 9. Oktober wird in der Erzdiözese der zehnte so genannte „Event-Gottesdienst“ veranstaltet. Die Katholische Jugend der Diözese Innsbruck veranstaltete heuer vier ähnlich aufgezogene Gottesdienste in Innsbruck (Dom), Zams, Brixen (Südtirol) und Wörgl.
Daniela Krahwinkler von der Katholischen Jugend Österreichs sieht in dieser Form einen interessanten Versuch, die Jugendlichen in ihrer Lebens- und Feierkultur im Gottesdienst anzusprechen. „Damit gelingt es, auch viele, die sonst in keine Kirche gehen, zu interessieren, während wir mit herkömmlichen Jugendgottesdiensten meist nur die ,Insider‘ erreichen. Dennoch werden dort, wo es tragende Gruppen gibt, weiter auch andere Formen der Jugendliturgie ihre Bedeutung haben“, ist Krahwinkler überzeugt.Infos: http://www.findfightfollow.atod. www.dioezese-innsbruck.at