Am Anfang stand der Traum, Kindern in der sogenannten dritten Welt zu helfen. Inzwischen ist daraus ein Tageszentrum in Brasilien geworden. Erika Weissenböck aus Ried im Innkreis erzählt von ihrem Lebensprojekt, für das sie mit dem Solidaritätspreis der KirchenZeitung ausgezeichnet wurde.
Zwei Jahrzehnte lang war Erika Weissenböck Übungskindergärtnerin in Ried im Innkreis. Die Wunsch, dass sie auch einmal Kindern helfen möchte, die nicht das Glück hatten, auf der reichen Nordhalbkugel dieser Erde geboren zu sein, ließ sie nicht los. Mit dem Pensionsantritt – wo manche froh sind, dass die Last des Berufs von ihnen abfällt, fing sie nochmals neu an und lud sich schließlich mehr Verantwortung auf, als sie sich selbst jemals vorstellen konnte.
Fernweh
Sie hat in Mundaú, nahe der brasilianischen Millionenstadt Fortaleza eine Tagesheimstätte für Kinder gebaut, zahlt seither monatlich die Gehälter für – heute – acht Angestellte, ist jährlich selbst für längere Zeit vor Ort und schaut, dass das Projekt trotz der Unwägbarkeiten des brasilianischen politischen und gesellschaftlichen Alltags im Sinn der Spender/innen läuft. Dass Erika Weissenböck mit ihrem Traum in Brasilien gelandet ist, hat mit ihrer Kindheit zu tun. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg lebte sie – noch keine acht Jahre alt – auf Vermittlung der Caritas in Portugal. Als Erwachsene zog es sie wieder dorthin: an die deutsche Schule nach Lissabon. Da hat sich der Sprache wegen Brasilien für ihr Engagement angeboten. 1994 ist sie das erste Mal über den Atlantik aufgebrochen und hat bei Bischof Alfred Schäffler in einem Straßenkinderprojekt mitgearbeitet. Schließlich begegnete Weissenböck der einheimischen Ordensfrau Vanda Ireneu. Das führte zu eigenen Projekten: zum Bau von neunzehn Brunnen und sechzehn Reihenhäusern für obdachlose Familien und 2001 zum Bau des Sozialzentrums in Mundaú, einer Gegend ohne Arbeitsplätze und wenig Perspektiven für die Jugendlichen. 120 Kinder zwischen fünf und fünfzehn Jahren kommen täglich in das Zentrum. Acht Betreuer fördern die Kinder.
Hilfe von oben
Für Jänner 2017 hat Weissenböck bereits wieder einen Flug nach Brasilien geplant. Doch die 75-jährige spürt, dass ihre Kräfte nachlassen. Natürlich denkt sie seit längerem an die Zukunft des Projekts, das sie von Österreich aus finanziert und begleitet. „Da ich selbst keine eigene Familie habe, sind das meine Kinder. Ich bekomme von ihnen so viel geschenkt“, sagt sie. Verständlich, dass ihr das nicht gleichgültig ist. Finanziell wird sie es ohnehin weiter unterstützen, solange sie kann. Sie hofft aber, dass sich auch für die besitzrechtlichen Fragen und die Gesamtverantwortung eine gute Lösung ergibt. Sie hat bisher in ihrem Engagement immer wieder Gottes Hilfe erfahren. Darum meint sie: „Ich vertrau weiterhin auf den da oben.“