Ausgabe: 2005/44, Kopf der Woche, Herwig Sturm, Baumgartner, Ökumene
03.11.2005
- Hans Baumgartner
Der Ökumenische Rat der Kirchen hat den evangelischen Bischof Herwig Sturm zum neuen Vorsitzenden gewählt. Am 1. Jänner übernimmt er das Amt von Christine Gleixner, die dem ÖRK sechs Jahre vorstand.
Nachhaltigen ökumenischen Eindruck hinterließen bei Herwig Sturm zwei überraschende Ereignisse: Bei der Amtseinführung seines Vaters Emil als ersten Superintendenten für Salzburg und Tirol (1966) bat der Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher um Vergebung für die Vertreibung der Protestanten (1731). In seinem ersten Vikarsjahr in Lienz (1968) wurde er von Dechant Steinringer eingeladen, beim Gottesdienst zur Weltgebetswoche die Predigt zu halten. „Das stand ganz im Gegensatz zu dem, was ich erwartet hatte, erzählte man in Osttirol doch, die Evangelischen hätten Hörndln am Kopf“, meint Sturm lachend. „Aus dieser Erfahrung haben sich dann viele ökumenische Kontakte, vor allem in der Jugendarbeit ergeben.“
Gemeinschaft. Als Pfarrer in Klagenfurt und Superintendent von Kärnten hat Sturm dann eine evangelische Kirche kennen gelernt, die in einer weniger extremen Minderheitenlage war und dadurch Ökumene leichter machte. Eine starke Erinnerung bleibt ihm seine Amtseinführung als Bischof in Wien (1996). „Damals haben die Spitzenvertreter der christlichen Kirchen jeweils ein Segensgebet für mich gesprochen. Das zeigt, wie sehr wir in Österreich miteinander unterwegs sind.“ Den Ökumenischen Rat sieht Sturm als Lern- und Weggemeinschaft, wo „wir nicht nur miteinander gut arbeiten, sondern auch geistlich einander bereichern. Wenn wir miteinander das Vaterunser beten, spüre ich ganz stark, dass die Wirklichkeit Gottes stärker ist als unsere menschliche Beschränktheit.“