Der Wunschzettel ans Christkind, lange Adventabende allein, ein Lebkuchenteig oder ein voller Terminkalender – sie können Einladung zu einem Gebet sein, das wir dem Kind in der Krippe anvertrauen.
Im „anderen Adventkalender“ finden Sie in dieser Woche vier Gebete, die so nie gebetet wurden. Vielleicht aber sind die Danksagungen, Hoffnungen und Stoßseufzer ein Anlass, eigene vorweihnachtliche Erfahrungen als Gebet zu formulieren und sie dem Kind in der Krippe anzuvertrauen.
Gebet einer 6-Jährigen: Liebes Christkind, wann endlich? Und das Puppenhandy wünsche ich mir auch noch! Ich weiß natürlich, dass du nicht alle Wünsche erfüllst, du musst ja zu so vielen Kindern kommen. Außerdem habe ich in Wahrheit ja ganz andere Wünsche. Bitte hilf Mama und Papa bei der Arbeit, damit sie früher nach Hause kommen und nicht so gereizt sind. Dafür werde ich ab heute beim Adventfeiern nicht mehr am Adventkranz zupfen und ich werde laut mitsingen. Für unsere Wohnung bastle ich Sterne aus Stanniolpapier. Okay?
Seufzer einer 83-Jährigen: Gott im Himmel, der Winter macht mir zu schaffen. Die Kälte zerrt in den Gliedern, die Grippe geht bedrohlich um und an Weihnachtspost wie einst ist nicht mehr zu denken. Wenn ich wach im Bett liege, erinnere ich mich an die Adventtage und Weihnachtsfeste meiner Kindheit. Wie einfach war damals alles, aber einfach schön! Und heute sind sie alle so hektisch. Gut, dass es wenigstens wieder Rorate-Gottesdienste in vielen Pfarren gibt. Gott, der Advent ist die Zeit der Erwartung. Ich erwarte von meinem Leben nicht mehr viel, aber du erwartest mich. Gib mir beim Zugehen auf dich Geduld und innere Freude. Ich vertraue dir!
Ein backender Hausmann (seltenes Exemplar): Diese Kekse, Gott, sind wirklich gelungen! Schnell gebacken, nicht zu viele Zutaten, keine große Sauerei in der Küche und wunderbar im Geschmack. Du weißt ja, Gott, wie es mir beim Backen geht: auf der einen Seite mache ich es gerne, aber andererseits überfordere ich mich selbst. Außerdem spüre ich, wie alle auf die köstlichen Ergebnisse warten. Lieber wäre mir, wenn sie mithelfen würden. Zumindest beim Abwaschen und Aufräumen, nicht nur beim Kosten. Gestern hatte ich beim Lebkuchenmachen die Idee, dass ich gern wie Teig wäre: formbar und fest zugleich; eine rohe Masse, die im Backofen deiner Liebe, Gott, veredelt wird. Mach mich genießbar für die Mitmenschen. Amen.
Eine allein erziehende Mutter (am Sonntagabend): Guter Gott, ich danke dir für heute. Dieser Tag war wirklich eine Oase im Advent. Und dass die Kinder drei Stunden bei Oma und Opa waren, hat allen gut getan, besonders mir. Morgen geht der Stress im Büro weiter. Ich verstehe ja, dass die Chefin alles noch vor Weihnachten haben möchte, aber warum wurde wieder zu spät daran gedacht? Wenn ich wenigstens mehr Anerkennung spüren würde! Auch mein Weihnachtsputz sollte vor dem Fest passieren. Und möglichst nicht am 24., wie in den letzten Jahren. Geschenke besorgen, ein paar Briefe schreiben, das Krippenspiel der Kinder . . . Mein Terminkalender ist so voll. Gott, gib mir eine gute Zeiteinteilung und schenke mir kleine Oasen im Advent, damit der Weihnachtsputz und die Vorbereitungen in meinem Inneren nicht zu kurz kommen. Amen.
Wandel der Familie veränderte Advent
Der Advent in der Familie Egger aus Dornbirn hat sich im Laufe der Jahre stark gewandelt. „So lange die Kinder im Haus waren, war der Familienadvent vor allem auf sie abgestimmt und für mich als Hausfrau auch manchmal ganz schön stressig. Seit sie ausgezogen sind, feiern wir den Advent bewusst schlicht und ruhig“, meint Berta Egger. Ein weiterer Einschnitt war die Pensionierung ihres Gatten Otto. „Es galt eine gute Mischung zwischen einer neuen Gemeinsamkeit und den eigenen Freiräumen zu finden.“
Zum festen Adventritual des Ehepaares Egger gehört, „dass wir zum Frühstück die Kerzen am Adventkranz entzünden und die jeweiligen Texte aus dem Adventkalender von ,Sei so frei – Aktion Bruder und Schwester in Not‘ lesen. Wir machen auch gerne Spaziergänge außerhalb der Stadt, da wir uns vom immer aufdringlicheren Vorweihnachtstrubel direkt vor unserer Haustüre nicht zuschütten lassen wollen.“ Ein Fixpunkt für Berta Egger sind die wöchentlichen Rorategottesdienste – nicht nur, weil man beim anschließenden Frühstück viele Kontakte wieder auffrischen kann, sondern weil für sie dies eine besondere Zeit der Gnade ist. „Ich war zu allen drei Kindern im Advent schwanger und habe bei den Roratemessen viel Kraft gefunden. Und ich erlebe diese Kraft bis heute in schwierigen Situationen immer wieder. “