Der Name Watschinger ist in der Kirche und im Land Oberösterreich nicht unbekannt. Der Arzt und Missionar Dr. Herbert Watschinger (Bild unten links) hat 1964 in Wasso und 1976 in Endulen in Tansania zwei Spitäler gegründet. Seit seinem Tod 1991 begleitet seine Nichte Dr. Regina Watschinger (Bild mitte links), Oberärztin am Krankenhaus der Elisabethinen in Linz, die beiden Spitäler.
Alle drei Jahre ist der „Onkel aus Afrika“ in seine Heimat nach Österreich gekommen, erinnert sich Regina Watschinger. Und das war natürlich für sie und ihren Bruder – Mitte der sechziger Jahre beide Schulkinder – spannend. Was er wirklich geleistet hat, verstand sie aber erst, als sie ihn wenige Monate vor seinem Tod nach Tansania begleitet hat. Während seines Urlaubs 1991 ließ sich Dr. Herbert Watschinger untersuchen, die Ärzte diagnostizierten Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium. Schwerkrank machte er sich ein letztes Mal auf den Weg zu seinen Maasai am Rand der Serengeti, um Abschied zu nehmen: von seinen Freunden, Mitarbeitern/innen und den vielen tausenden Patienten. An der Seite seine Nichte Regina: „Während dieser Wochen hat sich die Beziehhung zu meinem Onkel und zu den Menschen in Endulen und Wasso nochmals vertieft.“
Der „Watschinger Fonds“. Für sie und die Familie war es daher selbstverständlich das Werk des Onkels – soweit wie möglich – weiterzuführen. Konkret heißt das, die beiden Krankenhäuser in Wasso und Endulen mit Hilfe des „Watschinger Fonds“ zu unterstützen. Die Spitäler gehören der katholischen Diözese Arusha, aber neben Zuwendungen vom tansanischen Staat sind sie auf die Hilfe aus Österreich angewiesen. Erst die jüngsten Renovierungen und Modernisierungen waren nur durch Mittel von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit möglich.
Die Serengeti – eine Bilderbuch-Landschaft.Für einen Europäer ist die Region, in der die beiden Spitäer stehen, eine Bilderbuchlandschaft: am Rand des Serengeti-Nationalparks mit seinen Elefanten- und Zebraherden, mit Löwen, Giraffen und Büffeln. Und dazu gehören die Maasai mit ihren leuchtend roten Umhängen, Speeren und prächtige Schmuck aus Glasperlen. Das halbnomadische Volk hat aber wenig Gelegenheit die Idylle zu genießen. „In vielen Familien reichen die Nahrungsmittel nicht das ganze Jahr hindurch aus, dann leiden sie Hunger“, erzählt Ned Marchssault, ein amerikanischer Missionar, der gemeinsam mit Dr. Herbert Watschinger als Erster zu den Massai in die Hütten ging, sich für deren Leben und Probleme interessierte. „Bis Mitte der sechziger Jahre kümmerte sich buchstäblich niemand um die Maasai. Mit Ausnahme einiger Schulen auf niedrigstem Niveau waren sie sich selbst überlassen.“ So ist es auch nicht verwunderlich, dass die beiden einzigen Krankenhäuser im von den über 120.000 Maasai bewohnten Ngorongoro District (größer als Oberösterreich) die Spitäler Wasso und Endulen sind.
Urlaub in den Krankenhäusern der Maasai. Einmal jährlich besucht Dr. Regina Watschinger die Spitäler in Tansania. Die Oberärztin verwendet dazu ihren Urlaub um in Wasso und Endulen zu erheben, was gebraucht wird. Vor allem engagiert sie sich, dass junge Menschen aus dem Volk der Maasai in medizinischen Berufen ausgebildet werden. „Natürlich bereiten mir Wasso und Endulen immer wieder Sorgen, aber die Nachhaltigkeit zu sehen, die Onkel Herbert gestiftet hat, das ist wunderschön.“
Angehörige kochenfür Patienten
In der überwiegenden Mehrzahl der Krankenhäuser in den Ländern des Südens herrscht Arbeitsteilung: Für die Behandlung sind die medizinischen Fachkräfte zuständig, für die Verpflegung der Patienten deren Angehörige. So auch in Endulen (Tansania). Rund um das Spital lagern dutzende Familien um ihre kranken Mitglieder zu versorgen (im Bild). Bisher hatten die Frauen nur eine kleine, schmutzige Hütte mit einer engen Kochstelle zur Verfügung, wo sie die Mahlzeiten zubereiten konnten. Durch die Unterstützung der Aktion SEI SO FREI/Katholische Männerbewegung Oberösterreich konnte nun ein neues und sauberes Küchengebäude errichtet werden.
Wasser für Burkina Faso
KIZ-Solidaritätspreisträger Dr. Raimund Hörburger
Enwicklungszusammarbeit in Theorie und Praxis: Das ist das Markenzeichen des Engagements von Dr. Raimund Hörburger (Bild oben, zweiter von rechts) aus Gallneukirchen.
Schreibtisch und Hörsaal gehörten zur Welt des heute 75-jährigen Raimund Hörburger, aber es war nur die eine Hälfte: Der Theologe und Sozialwissenschafter, der 1976 an das Institut für Soziologie der Johannes Kepler Uni nach Linz kam, verband die Theorie mit der Praxis und entwickelte einen besonderen Stil der Lehrveranstaltungen. In seiner Abteilung für „Politik und Entwicklungsforschung“ gehörte es dazu, mit den Student/innen regelmäßig nach Afrika zu reisen, um für wissenschaftliche Arbeiten zu recherchieren. „Da entstand das Gefühl, dass wir nicht nur nehmen können, sondern auch geben sollten“, begründet der inzwischen emeritierte Wissenschafter sein Engagement.
Das westafrikanische Burkina Faso ist zu seinem Schwerpunktland geworden, nachdem er 1982 das erste Mal mit Studierenden dort gewesen ist. Hörburger unterstützt die Menschen in den Dörfern beim Kampf gegen ihre größten Probleme: gegen den Wassermangel und die Versteppung von fruchtbaren Böden. Seither konnte er das Geld für den Bau von rund einhundert Brunnen aufbringen. Er wird nicht müde zu betonen, dass sein Einsatz nur ein Tropfen auf dem glühend heißen Land der Sahelzone ist, dennoch sagt er: „Man muss Gegengewichte des Lebens schaffen.“ Der aus Vorarlberg stammende Hörburger hat dazu den nötigen langen Atem: „Es braucht Vertrauen, Kontrolle und den Mut die betroffenen Menschen in ihre Eigenverantwortung zu entlassen.“
Dass sein „Verein für Entwicklungszusammenarbeit“ immer wieder Unterstützer findet, freut ihn: Neben öffentlichen Stellen gehören unter anderem die Diözese Feldkirch, die Pfarre Altenberg und Ärzte aus dem Krankenhaus Kirchdorf/Krems dazu. Und aus den 300 Studierenden, die ihn nach Afrika begleitet haben, ist so manche Gruppe gewachsen, die selbstständig weiterarbeitet. Zu den jüngsten Projekten gehört ein kleines Krankenhaus, das er mit Hilfe der oberösterreichischen Landesregierung aufgebaut hat und nun einem einheimsichen Ärzteteam übergeben konnte.