Der Brösler Willi war nämlich ein Genie, er war ein fröhlicher Mensch.
Ausgabe: 2006/05, Heiliger, Aigner, Brösler, Fröhlich, Glaube und Leben,
02.02.2006
Georg Fröhlich ist überzeugt, dass sein Freund Willibald ein Heiliger ist. Er habe immer gesagt, dass die Frohe Botschaft die Menschen freundlich und fröhlich machen muss, schreibt er in einem Brief an die Heiligsprechungskongregation in Rom.
Georg „Schurl“ Fröhlich, pensionierter Matrose der Gebirgsmarine, ist überall ein gern gesehenes Original. Derzeit verfolgt er ein großes Ziel: Die Heiligsprechung seines verstorbenen Freundes Willibald Brösler. Er scheut keine Mühe, um für sein großes Vorbild zu werben und ist in der Redaktion der Kirchenzeitung ein oft gesehener Gast. Wir veröffentlichen heute seinen Brief an die Heiligsprechungskommission in Rom, und respektieren auch seinen Wunsch, keinerlei Eingriffe in sein Schreiben vorzunehmen!
Sehr geehrte Heiligsprecher!
Indem das ich mich traue ihnen zu schreiben sehen Sie schon den Einfluss vom Brösler Willi, der was der Grund ist, das ich ihnen schreibe. Wie sie sicher schon gemerkt haben schreib ich ganz selten und mach auch viele Feler, aber sie werden das sicher verstehen weil mein Anliegen auch für sie und die ganze Kirche total wichtig ist.
Fröhliches Genie. Weil der Willi ist der Grund, das ich wieder einen Glauben an den Hergott habe, welchen ich früher nicht gehabt habe. Weil der Willi war ein solchenes Genie, welches wirklich selten vorkommt, nemlich weil er ein fröhlicher Mensch war, immer hilfsbereit, aber auch sehr religiös.
Fromm und verzwickt dreinschaun. Denn für gwöhnlich ist das ja ein Wiederspruch, weil die meisten Religiösen sehr ernst und irgendwie fad sind, weil sie glauben, die Religion ist was trauriges und da mus man ganz verzwickt dreinschaun und recht würdig tun. Der Brösler Willi, das ich das nicht vergess, war ja unser Pfarrer, bis er vor zwei Jahren gestorben ist. Und er hat immer gesagt, das die frohe Botschaft die Menschen freundlich und fröhlich machen muss weil sie sonst nemlich keine frohe Botschaft ist. Viele Menschen schauen den ganzen Tag grantig drein, leider auch in der Kirche, als wie wenn sie nicht die frohe Botschaft gehört hätten sondern eine Mahnung vom Finanzamt oder sowas in der Art bekommen hätten. Jesus hat als erstes immer gesagt, fürchtet euch nicht, und der Willi hat das so erklärt, das der Christ niemand fürchten muss, keinen König und keinen Papst, nicht einmal die Ehefrau, und auch nicht das Sterben, weil der größte Chef überhaupt, das ist der Hergott, auf unserer Seite steht. Zu ihm können wir mit allem kommen und brauchen uns nicht verstellen, weil das eh nix nutzt, weil der Hergott uns sowieso besser kennt als wir selbst. Und es soll sich überhaupt keiner irgendwie aufspielen als Chef, hat der Willi gesagt, und wenn ihn wer Hochwürden genannt hat, hat er ihm eine Watschn angedroht, aber eh nur so zum Spaß.
Dass einmal wer Lustiger Heiliger wird. Dem Willi ist es wurscht, ob er heilig gesprochen wird, aber für die Kirche wäre es wichtig, dass einmal wer Lustiger Heiliger wird. Weil wenn immer nur die Braven und Würdigen heilig werden stellen sich die Leute auch den Himmel total fad vor und keiner will mehr hinein. Das wäre doch schlimm auch für sie in Rom! Deshalb rate ich ihnen, den Willi Brösler heilig zu sprechen und stehe gerne für weitere Informationen zur Verfügung.
Herzliche Grüsse von mir, demGeorg Fröhlich
Stichwort
Der lange Fasching 2006 sollte auch an der Kirchenzeitung nicht spurlos vorübergehen. Wir streckten unsere Fühler aus und stießen auf Mag. Ernst Aigner (51). Er ist AHS-Lehrer für Religion und Geschichte in Freistadt, steht seit 14 Jahren in verschiedenen Formationen auf der Kabarettbühne und veröffentlicht satirische Texte in mehreren Zeitungen. Aigner ist verheiratet und hat zwei Söhne, eine Katze und eine Schlagbohrmaschine. Derzeit bereitet er mit dem Linzer Komiker Günther Lainer, einem gelernten Pastoralassistenten, ein religiöses Kabarettprogramm vor: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Flaschen!“