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Sehnsüchtiges Warten auf ausgiebige Regenfälle

Die Caritas Österreich hat 85.000 Euro für die Hungersnot in Kenia zur Verfügung gestellt
Ausgabe: 2006/13, Hainzl, Regenfälle, Kenia, Caritas, Ostafrika, Hunger, Hungersnot, Aichinger, Nothilfe
30.03.2006
Elf Millionen Menschen sind in Ostafrika aufgrund der schlimmsten Dürre seit Jahren von Hunger bedroht. Caritas-Mitarbeiter Manfred Aichinger war vor Ort und hat die tragischen Auswirkungen erlebt.

„Wenn die Regenfälle nicht bald einsetzen, wird es eine große Katastrophe geben, denn dann trocknen die Brunnen völlig aus und das Weideland verdorrt gänzlich“, berichtet Manfred Aichinger, der vor kurzem in der Diözese Marsabit in Kenia war, einer von der Trockenheit betroffenen Gegend. „Hier leben vor allem Nomaden. Die Leute sind schon ziemlich abgemagert, weil sie aufgrund der extremen Dürre fast all ihr Vieh verloren haben. Die Tiere bilden die Existenzgrundlage der Menschen in dieser Region. Sie leben mit ihnen und von ihnen, ernähren sich von der Milch und dem Fleisch ihrer Ziegen, Rinder und Schafe“, erzählt Aichinger. Rinder, die normalerweise täglich zu trinken bekommen und jetzt nur alle vier bis fünf Tage mit Wasser versorgt werden, seien so geschwächt, dass sie es oft nicht mehr bis zur nächsten Wasserstelle schaffen und sterben. Eine Fahrt durch die Landschaft schildert der Afrika-Experte als trostloses Bild: „Überall sieht man verendete Ziegen und Kühe und zum Teil sogar schon tote Kamele, welche die Trockenheit gewöhnlich besser vertragen.“

Nothilfe der Caritas. Gemeinsam mit dem internationalen Caritas-Netzwerk bietet die Caritas Kenia für 170.000 Menschen Hilfe durch Essenspakete für Familien, Zusatznahrung für Kinder und alte Menschen, landwirtschaftliche Startpakete (z. B. Saatgut) und Vieh für Bauern. Mittelfristig wird versucht, mit der Errichtung von Bewässerungssystemen, die Hungersnot in Ostafrika in den Griff zu bekommen. In den kenianischen Diözesen Isiolo, Marsabit und Kajiado werden 15.000 Menschen von der Caritas Österreich mit Essen, Zusatznahrung und Trinkwasser versorgt. „Alle drei Tage werden 10.000 Liter zu den 37 Wasserverteilungsstellen gebracht, und das so lange, bis es regnet. Jede Familie, die regis-triert ist, bekommt 40 Liter Wasser und damit muss sie drei Tage lang auskommen. Das bedeutet, dass eine fünf- bis sechsköpfige Familie maximal zwei Liter am Tag zur Verfügung hat – und das ist wirklich das Lebensnotwendigste, das die Menschen dort bei über 40 Grad im Schatten brauchen“, betont der Caritas-Mitarbeiter. „Die Leute legen oft kilometerweite Fußstrecken zurück, bis sie bei der Wasserverteilungsstelle ankommen. Dort versammeln sich alle, denn sie ist Lebensquell“, so Aichinger.

Ausbleiben der Regenzeit. Seit einigen Jahren regnet es in den Krisengebieten nicht ausgiebig genug. 2005 sind die Regenfälle fast vollständig ausgeblieben. Im Moment warten und hoffen die Menschen sehnsüchtig darauf, dass es im April zu regnen beginnen wird, „aber selbst dann müssen wir an Aufstock-ungsprogramme denken, um den Menschen langfristig wieder ihre Selbständigkeit geben zu können“ meint Aichinger.

Spendenkonto: P.S.K 7.700.004, BLZ 60.000, Kennwort „Dürre“.


Interview


Die Hungersnot ist eine komplexe Sache

Franz Hainzl, Verantwortlicher der Aktion „Sei so frei“ der Diözese Innsbruck, engagiert sich seit Jahren für integrierte ländliche Entwicklungsprogramme in Uganda, Tansania und Kenia.

Herr Hainzl, was sagen Sie zur Hungersnot in Ostafrika?
Hainzl: Bei meinem letzten Aufenthalt in Norduganda habe ich gesehen, welche dramatischen Folgen diese Dürre nach sich zieht. Dieser Hunger ist aber nur zum Teil vom Klima bedingt.

Welche Gründe gibt es noch?
Hainzl: Es gibt zum einen keine Lagermöglichkeiten für Getreide aus Gebieten, wo es durchaus regnet, zum anderen fehlen Transportmöglichkeiten. Weiters hat die Hungersnot auch politische Hintergründe wie etwa Korruption oder Unruhen. Dazu kommt, dass die Leute in Ostafrika arm sind und großteils keine Steuern zahlen. Deshalb stehen auch keine Mittel für Hilfsleistungen zur Verfügung. Ein großes Problem sind auch die Schuldenrückzahlungen von Süd nach Nord.

Welche Projekte werden von der Aktion „Sei so frei“ gefördert?
Hainzl: Wir sind weniger in der Nothilfe tätig, sondern unterstützen vor allem nachhaltige Landwirtschaftsprojekte in Ostafrika, wie etwa den Anbau traditioneller Nahrungsmittel, die auch Trockenzeiten überstehen. So helfen wir den Leuten, Dürreperioden zu überbrücken, damit nicht jedes Ausbleiben von Regen zur Katastrophe wird.

ist Geschäftsführer der Aktion „Sei so frei“ der Diözese Innsbruck.

Artikel und Interview: Susanne Eller
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