Die Bio-Landwirtschaft erreicht die Kyoto-Ziele schon seit langem. Und sie kann noch mehr tun, sagt der neue Obmann der oö. Biobauern, Martin Tragler aus Schlierbach. Er sieht im konsequenten Humusaufbau einen entscheidenden Beitrag der Landwirtschaft zur Klima-Verbesserung. Denn CO2 wird im Humus gebunden. Die Bauern müssen den Boden düngen und ernähren, nicht die Pflanze, betont er. Das bedeutet Verzicht auf schnelllösliche Mineraldünger. Insgesamt haben Bauern, Handel und Konsumenten viele gemeinsame Ziele.
Gesunder Boden – gesunde Pflanze – gesundes Tier – gesunder Mensch! – Es besteht ein einleuchtender Zusammenhang! – Darum ist der Obmann von BIO AUSTRIA Oberösterreich, dem seit 18. März besiegelten Zusammenschluss aller Bio-Verbände in Oberösterreich, der Schlierbacher Biobauer Mag. Martin Tragler, überzeugt: „Die biologische Landwirtschaft wird letzten Endes die einzig richtige und einzig mögliche sein.“ Die Bio-Landwirtschaft müsse sich wieder auf die Wurzeln besinnen – ein in diesem Zusammenhang doppelt gewichtiges Wort. Denn auf die Wurzeln besinnen heißt, die Fruchtbarkeit des Bodens im Auge haben.
Freiland statt Stall
Bio und Freiland gehören zusammen. Und das müsse langfristig auch gesichert sein. Jetzt aber ist die Stallhaltung eine Vogelgrippe-Schutzmaßnahme, die natürlich auch die Biobauern lückenlos einhalten. Schlimm wäre es, müssten Herden getötet werden. Die Konsumenten halten den Biobauern die Stange. Das Bio-Ei konnte in den letzten Jahren einen Marktanteil von siebzehn Prozent erobern, was einer Umsatz-Verdreifachung entspricht. In der jüngsten Zeit der Stallorder konnte das Bio-Ei erneut leichte Zuwächse erreichen. Auch bei Bio-Geflügelfleisch gibt es keine Einbußen, erzählt Martin Tragler. „Wir können glaubhaft vermitteln, dass wir im Stall drinnen das größte Platzangebot haben. Die Hühner können auch in den ,Wintergarten‘, den vogelsicheren Außenscharrraum hinaus.“ Zudem darf die „Bio-Hühnerherde“ höchstens 3.000 Hühner groß sein. In Traglers Stall gibt es 2.000 Hühner.
Biologisch füttern
Die Hühner haben Stall-Order. „Da müssen wir viel einstreuen“ – Karotten zum Beispiel und Körner. Aber natürlich machen sich die Biobauern auch sorgenvolle Gedanken, was ist, wenn die Stallorder auch nach dem April noch aufrecht bleibt ... Das Allerwichtigste in der Bio-Landwirtschaft ist die biologische Fütterung, die Fütterung mit biologischem österreichischem Futter. „Damit ist auch eine gute Sicherheit gegeben für sauber gelagertes und verarbeitetes Futter“, erklärt Tragler.
4.000-mal bei Billa, Spar, Hofer ...
Steinmehl streuen, Wirtschaftsdünger aufbereiten, kompostieren, Mist und Gülle im Schleier auf die Flächen ausbringen, Fruchtfolge beachten, Vielfältigkeit pflegen – das alles sind Selbstverständlichkeiten der biologischen Landwirtschaft. Schritt für Schritt kann diese mehr Kunden überzeugen. Das liegt auch daran, dass die großen Handelsketten Bio anbieten. „Den Preiswettkampf allerdings können wir bei unseren Landschafts-Bedingungen nicht gewinnen“, will Martin Tragler gar nicht auf ein hoffnungsloses Pferd setzen. „Unsere Stärke ist die höchste Qualität.“ Große Stücke setzt Tragler auf Partnerschaften. Schließlich stehen die Biobauern im Lebensmittelhandel auch starken Partnern gegenüber. In Österreich gibt es derzeit 6.000 Bio-Einkaufsquellen, in denen bis zu 8.000 verschiedene Bio-Produkte angeboten werden. Etwa 4.000 Filialen des Lebensmitteleinzelhandels verkaufen Bioprodukte.
Jeder Zehnte wirtschaftet biologisch
Derzeit beträgt der Anteil der Bioprodukte am Gesamtumsatz der Lebensmittel in unserem Bundesland etwa fünf Prozent. In Oberösterreich wirtschaften mehr als zehn Prozent der Bauern biologisch. Zwei Drittel ihres Umsatzes machen sie im Lebensmitteleinzelhandel. Der Rest wird durch Belieferung von Großküchen, im Biofachhandel und Ab-Hof verdient. Ehrgeiziges Ziel von BIO-AUSTRIA ist es, den Marktanteil binnen zehn Jahren auf fünfzehn Prozent zu heben.Die Gentechnik ist eine der großen Sorgen: „Die Konsumenten wollen sie nicht, wir wollen sie nicht, und trotzdem soll sie kommen. Das verstehe ich nicht ... Es ist außerdem unfair, dass wir Bauern das Risiko für etwas tragen sollen, was die Mehrheit ohnedies ablehnt.“
Aus biologischem Anbau
Bio-Produkte kommen „Aus biologischem (ökologischem) Anbau“, „Aus kontrolliert biologischem Anbau“, „Aus biologischer Landwirtschaft“, „Aus biologischem (ökologischem) Landbau“. Jährlich werden in Österreich Bio-Lebensmittel um 450 Millionen Euro gekauft. 1994 hat erstmals eine Supermarkt-Kette Bioprodukte ins Regal genommen. Österreichweit gibt es 1.800 bäuerliche Bio-Einkaufsquellen (Ab-HofVerkauf, Biobauernmärkte, Hauszustellung – z. B. Gemüsekisterl). 200 Biobäcker und Biofleischer verarbeiten Bioware. JA!Natürlich heißt die Bio-Eigenmarke bei Merkur und Billa; Natur*Pur nennt Spar die Bioprodukte; bei Hofer werden sie unter der Marke NaturAktiv geführt; Zielpunkt setzt auf BioBio und Penny auf Echt B!o.Pro Kopf kaufen die Österreicher/innen jährlich um 40 Euro Bio-Lebensmittel. Eier, Frischmilch, Fruchtjoghurt und Erdäpfel sind die Marktführer.
www.bio-austria.at Bio Austria OÖ, Tel. 0732/69 02-14 20
"Das Nebeneinander von Gentechnik und Bio-Landwirtschaft funktioniert nicht. Wir brauchen ein Gentechnik freies Österreich. Dazu ist ein Schulterschluss mit den Konsumenten wichtig."
Martin Tragler hat Rinder, Schweine, Hühner, Alles bio, versteht sich.