Linz-St. Markus: Pfarre hat sich auf den Übergang in pfarrerlose Zeit vorbereitet.
Ausgabe: 2006/17, Pfarrer, Gründberg, Wulz, Kirchen, St. Markus, Maislinger
27.04.2006 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Von seinen vierzig Jahren als Priester hat er mehr als drei Jahrzehnte für die Leute in Urfahr-Gründberg gearbeitet. Pfarrer Johann Maislinger hat die Pfarre St. Markus aufgebaut und auch die Kirche – gestaltet von Erich Wulz – ist sein Werk. Doch wenn er mit Sommer 2006 in Pension geht, war er der erste und letzte Pfarrer von St. Markus.
JOSEF WALLNER
„Als die Diözese begann, die Konzepte für die Seelsorgeräume und den dazugehörigen Personalplan zu erarbeiten, habe ich blöd geschaut“, meint Pfarrer Johann Maislinger: „Ich konnte fast nicht glauben, dass für St. Markus kein Pfarrer mehr vorgesehen ist.“ Doch das wird in wenigen Monaten die Realität für die 3.700 Katholik/innen von St. Markus.
Lebendiger Geist des Aufbruchs. Als 1981 die Kirche zum heiligen Markus geweiht wurde, wollte sich niemand auch nur im Traum die heutige Situation ausmalen. Schon Jahre vor dem Kirchenbau hat Johann Maislinger als Kaplan der Pfarre Christkönig am Aufbau der neuen Pfarrgemeinde gearbeitet. Hunderte Familien hat er besucht und unzählige Gottesdienste in Wohnzimmern gefeiert. Nach der Messe machte ein Blatt Papier die Runde, auf dem stand: Ich könnte mir vorstellen in der neuen Pfarre folgende Aufgaben zu übernehmen ... „Zum Teil arbeiten diese Leute heute noch in St. Markus mit“, freut sich der Pfarrer: „Der Geist des Aufbruchs ist noch immer in der Pfarre lebendig. Das zeigt sich vor allem in einer großen Offenheit.“
Übergang, nicht Untergang. Seit zwei Jahren bereitet sich die Pfarre auf die „Nach-Maislinger-Ära“ vor. „Wir haben die Zuständigkeit für jeden einzelnen Dienst in der Pfarre geklärt. Die Mitarbeit ist dadurch deutlich gewachsen“, resümiert der bald scheidende Pfarrer – nicht ohne Stolz. Doch nicht alles ließ sich regeln. „Beim priesterlichen Dienst –da hängen wir“, bedauert Maislinger. Pastoralassistent Matthias List wird künftig als Pfarrassistent mit einem Moderator die Gemeinde leiten. Welcher Priester die Eucharistie in St. Markus feiern wird, ist noch offen.
„Strukturell gehemmt.“ Dass die Gründung der Pfarre St. Markus im Hinblick auf den abzusehenden Priestermangel eine Fehlentscheidung der Diözese darstellte, verneint Maislinger vehement. Die vielen Menschen, die in St. Markus ihre geistliche und menschliche Beheimatung haben, widerlegen alle nachträglichen Gedankenspiele, ob die Trennung von der Christkönigs-Pfarre sinnvoll war. Die Pfarrkartei zählt allein 350 Mitarbeiter/innen. Die Pfarre ist auf seinen Abschied gut vorbereitet, darum verlässt er St. Markus mit einem guten Gefühl, sagt Maislinger, das aber deutlich getrübt wird, durch ein „strukturelles Hemmnis“, wie er die Situation bezeichnet: „Ich würde mir wünschen, dass der Pfarrassistent auch Eucharistie feiern kann.“ Und er verweist dabei auf Benedikt XVI.: „Der Papst zeigt Beweglichkeit. Anstatt fünf Jahre zu warten hat er den Seligsprechungsprozess für Johannes Paul II. bereits jetzt eingeleitet. Was sollte ihn hindern weitere anstehende Probleme in unserer Kirche rasch zu lösen?“