Wenn Jugendliche Erwachsene über Gott sprechen hören, geht das oft bei einem Ohr hinein und beim anderen hinaus. Sie bekommen Antworten auf Fragen, die sie nicht haben, und Fragen, die sie beschäftigen, bleiben unbeantwortet.
P. GERT SMETANIG
„Wenn ich von etwas begeistert bin, dann muss mich das persönlich betreffen. Alles, was ich sehe, rieche, höre, das sehe, rieche und höre ich mit meinen Erfahrungen und aus meinem Lebensalltag heraus. Ist das beim Sprechen von Gott überhaupt gefragt?“ Dieser Ausspruch stammt von einem 17-jährigen Mädchen. Gott wird von Jugendlichen immer wieder in Frage gestellt. Das zeigt sich im Religionsunterricht, bei der Firmvorbereitung in einer Pfarre oder auch bei Orientierungstagen mit Schulklassen. „Gott gibt es nicht. Ich verstehe nicht, was er zu sagen hat. Warum lässt so ein Gott, wenn es ihn gibt und er uns liebt, überhaupt Leid zu?“
Platz im Leben. Diese und andere Fragen müssen ernst genommen werden, weil hier ein wesentlicher Ansatz liegt, Gott ins Gespräch zu bringen. Der junge Mensch von heute möchte Gott in seinem Leben Platz geben. Doch sie wollen keine fertigen und vorformulierten Thesen über Gott und ihre Religion hören. Die nachfolgenden Gedanken sind kein fertiges Konzept, wie man mit Jugendlichen über Gott spricht, sondern einfach Impulse, die aus der Arbeit mit jungen Menschen entstanden sind. Unser menschliches Leben besteht aus Gegensätzen wie Glück – Unglück, Freude – Trauer, Versöhnung – Streit . . . Dies zu akzeptieren und einzusehen ist wichtig. Das Sprechen von Gott spielt sich ebenfalls zwischen Gegensätzen ab: vorstellbar – unvorstellbar, aussprechbar – unaussprechbar, menschlich – göttlich . . . Diese Spannung muss ich in allen Überlegungen berücksichtigen. Spielfilme (z. B. Matrix) oder Lieder (z. B. One of us – Joan Osborne) können Jugendlichen helfen, über sich selbst, die Welt, den Sinn des Lebens und Gott nachzudenken und darüber zu sprechen. Ich versuche auch, Bilder, Zeichen und Symbole zum Sprechen zu bringen. Nicht nur religiös-christliche Bilder, Zeichen und Symbole können von Gott sprechen.Ich rede mit Jugendlichen über verschiedene Worte, die für sie oft nur mehr Worthülsen sind: barmherzig, mächtig, Reich Gottes . . . Wenn ich mit den Jugendlichen von Gott spreche, dann spreche ich vom Geheimnis-Gott und nicht vom Rätsel-Gott. Jeder Mensch – so auch der Jugendliche – benötigt einen Ort der Ruhe, wenn er in sich gehen möchte. Ich möchte, dass viele Orte zu solchen Oasen werden: der Freundeskreis, die Familie, das eigene Zimmer . . . Es bliebe noch viel zu sagen, was in diesem Artikel noch nicht angesprochen wurde. Für uns Menschen gilt es, immer wieder nach neuen Ideen und Gedanken in Bezug auf das Sprechen von und mit Gott zu suchen.
Gedanken
Stell dir vor
Stell dir vor, es ist wahr, was wir glauben, und es gibt ihn, Gott, und er ist da und lebt und liebt.
Stell dir vor, es ist wahr, was sie sagen, und er schaut nicht nur zu, sondern mischt sich ein, ist voll dabei, mittendrin, du siehst ihn nicht, und doch ist er mittendrin.
Stell dir vor, es ist sein Lachen, das dir da aus dem Gesicht des Fremden entgegenblickt.
Stell dir vor, einer, dem es nie einfallen würde, dich vor eine Wand laufen zu lassen, einer, der dich lieben würde und immer für dich da wäre.
Stell dir vor, er ginge an deiner Seite. Immer. Stell dir doch das einmal vor.
Würde das dein Leben verändern?
P. Mag. Gert Smetanig (35) ist Salesianer Don Boscos. Als Religionslehrer und Leiter von Orientierungstagen hat er viel Kontakt zur Jugend.