Maria Höfler (rechts), die Initiatorin der Fahrten zu den Besinnungswegen in Südtirol, und Maria Öller, die gerne an den Fahrten teilnimmt.
Besinnungsweg – in Österreich ist der Begriff wenig bekannt. In Südtirol beschreibt ein Buch mehr als fünfzig dieser Routen durch Täler und Wälder. Entlang der Wege erhalten die Wanderer Impulse zur Meditation und zum Gebet. Maria Höfler aus Sarleinsbach hat die Besinnungswege für sich entdeckt und nicht wenige Menschen mit ihrer Begeisterung angesteckt.
Josef Wallner
Maria Pichler aus Feldkirchen a. d. D. hat sich bereits zweimal einer Autobusfahrt angeschlossen, die Maria Höfler regelmäßig nach Südtirol organisiert. Die Diagnose Krebs hat ihr Leben aus der Bahn geworfen, erzählt Maria Pichler.„Da hatte ich einfach das Bedürfnis, eine Wallfahrt mitzumachen.“ Die erste Wallfahrt seit ihrer Kindheit führte die Fünfzigjährige zu zwei Besinnungswegen. „Das Gehen hat mir eine große innere Ruhe gebracht.“ Die Frage „Warum gerade ich“ verlor für die Mutter von zwei erwachsenen Kindern plötzlich an Bedeutung und sie ist mit neuer Energie und Ausgeglichenheit nach Hause gekommen. Trotz Chemo- und Strahlentherapie ist die Krankheit zurückgekehrt. Weil es von den Ärzten her vertretbar war, fuhr Maria Pichler vor einem Monat wieder mit nach Südtirol. „Beim Gang entlang eines Kreuzwegs ist meine Krankheitsgeschichte hochgekommen.“ Zwei Frauen, die neben ihr wanderten, haben das gespürt, sie an der Hand genommen und sind mit ihr gemeinsam den Kreuzweg zu Ende gegangen. „Das war einfach wunderbar“, sagt Maria Pichler: „Von der Gemeinschaft geht eine enorme Kraft aus.“
Wurzel-Wege. Der zweite Weg, den die vierzigköpfige Gruppe um Maria Höfler heuer im April gegangen ist, führte durch eine Schlucht und anschließend steil bergauf. „Das ist ein treffendes Bild für mein Leben“, beschreibt Maria Pichler ihre Erfahrung: „Die Besinnungswege führen zurück zu den eigenen Wurzeln, aber sie helfen auch ein Stück weiterzukommen in der Krankheit, in der Partnerschaft.“ So empfindet das auch Maria Öller aus Sarleinsbach. Sie fasziniert das Gehen in der Stille, umgeben von einer reizvollen Landschaft. Mehrmals war sie schon bei den viertägigen Fahrten ihrer Bekannten Maria Höfler dabei. Sie ist immer wieder aufs Neue beeindruckt. Ihr Fazit. „Man bekommt durch die Besinnungswege nicht Hilfe, die man greifen könnte, aber man erträgt alles leichter.“ Für die pensionierte Landwirtin liegt ein Geheimnis der Besinnungswege in der Länge der Strecke. Oft geht man drei bis vier Stunden. Diese Zeit ist einfach notwendig, um zum Denken, Spüren und Meditieren zu kommen: „Drei Stunden in einer Kirchenbank zu sitzen und zu beten, wäre für die meisten von uns eine Zumutung, beim Gehen aber vergeht die Zeit wie im Flug. Da kann man richtig durchatmen.“
Klima für das persönliche Beten. Am Ende eines Besinnungsweges feiert die Gruppe zumeist Gottesdienst, erzählt Maria Höfler. Beeindruckend ist für die Organisatorin, dass beim Gehen eine Atmosphäre der Offenheit entsteht, in der sich die Menschen ihren Sorgen, Bitten und ihren Dank auch laut auszusprechen trauen. „Dieses Klima für das persönliche Gebet kann die beste Vorbereitung nicht schaffen. Das ist ein Geschenk dieser Besinnungswege“, freut sich Höfler.
Psalmenweg in Rohrbach
In Oberösterreich fällt der Psalmenweg bei Berg/Rohrbach in die Kategorie der Besinnungswege. Ausgangspunkt ist der so genannte Dreispitz, Ziel des rund drei km langen Weges (Gehzeit ca. zwei Stunden) ist die Wallfahrtskirche Maria Trost. An elf Punkten entlang der Strecke wurden Granitsteine gesetzt, auf denen Tafeln mit Psalmversen angebracht sind.
Der Kapellenweg (er kreuzt teilweise den Psalmenweg) ist ebenfalls eine besinnliche nachmittags-Wanderung wert, macht Kaplan Vinzenz Ecker aus Rohrbach aufmerksam.
Sand i. T.: Besinnungswegzum Sonnengesang
Der Franziskusweg zum Thema des Sonnengesangs gilt als „der“ Weg unter den Besinnungswegen, nicht nur im Reiseführer. Maria Höfler gerät ins Schwärmen, wenn sie von der Strecke erzählt. Der Route führt in das Tauferer-Ahrntal bis zur Toblburg (Gemeinde Sand in Taufers). In den Weg einbezogen sind auch die Reinbach Wasserfälle. Zwölf Besinnungspunkte leiten zur Betrachtung an, den Abschluss bildet die Franz und Klara Kapelle in der Toblburg.