Damit Betteln nicht das Schönste im Leben der Kinder ist
Anna-Maria Marschner berichtet über ihr Engagement in Bolivien.
Ausgabe: 2006/22, Marschner, KirchenZeitung, Solidaritätspreis, Santa Cruz, Hilfe, Betreuung
31.05.2006
- Kirchenzeitung der Diözese Linz
Schon während ihrer Schulzeit wollte Anna-Maria Marschner Armen helfen. Jetzt wurde sie mit dem Solidaritätspreis der KirchenZeitung ausgezeichnet.
„Es war erschreckend“, erzählt Anna-Maria Marschner über ihr Volontariat im Jahr 2000 in einem Kinderdorf in Santa Cruz, Bolivien. Trotz materieller Versorgung seien die Kinder dort verzweifelt gewesen. Sie wollten zurück zu den Eltern, zurück in die Armut. „Mit der Mama betteln war genau so schön“, habe eines der Kinder der damals 19-Jährigen anvertraut.
Leben in Würde. Für die Gmundnerin war damit der Auftrag klar: Sie wollte Familien in Santa Cruz unterstützen, ihnen ein Leben in Würde ermöglichen. Angesichts der herrschenden Armut kein leichtes Unterfangen. Marschner: „Oft sehen Eltern keinen anderen Ausweg, als ihre Kinder zu vergiften.“Zunächst erfolgte die Hilfe der Theologiestudentin unkoordiniert. Gemeinsam mit der Bolivianerin Ruth Perez de Menacho, begann sie für Familien aus der Umgebung Reis zu kochen, mit ihnen zu singen und zu beten. „Ich habe ihnen Geburtsurkunden besorgt und Schulbesuche ermöglicht“, sagt Marschner.
In Gott verbunden. Wenn die Studentin in Österreich weilte, arbeitete „Ruthy“ mit den Familien. „Als ich 2003 hinkam, waren sie schon eine Gemeinschaft“, erinnert sie sich an den Beginn des Projekts Famundi. Die Abkürzung steht für „Familias Unidas en Dios“ – in Gott verbundene Familien. Um strukturiert und zielgerichtet helfen zu können gründete Marschner vor eineinhalb Jahren den Verein Famundi. Vor allem mit Spendengeldern werden Kindern in Santa Cruz Betreuung in einem medizinischem Zentrum, Ausbildung und später Arbeit – etwa in der eigens errichteten Schneiderei – ermöglicht.36 Familien mit 188 Kindern können durch Famundi derzeit in Würde leben. Das heißt aber nicht nur Sicherung der Existenz. Marschner: „Wir machen auch Ausflüge in den Zoo. Und es ist mein Herzensanliegen, den Familien zu zeigen, dass Gott sie liebt.“