Die Jesuiten feiern heuer das Jubiläum von drei Mitbrüdern aus den Anfangsjahren, den 450. Todestag des hl. Ignatius und die 500. Geburtstage von Franz Xaver und Peter Faber. P. Josef Maureder, der selber seit Jahren Menschen in ihrer Berufungsentscheidung begleitet, über den großen Menschen- und Glaubensbegleiter Peter Faber.
P. JOSEF MAUREDER SJ
Von den ersten Gefährten des hl. Ignatius von Loyola erlebe ich mit dem seligen Peter Faber die größte innere Verbundenheit. Zuallererst bewegen mich sein persönliches Leben, sein sensibler Charakter, sein Gespür für Gott und den Orden, sein Umgang mit persönlichen Grenzen.
Mann mit Grenzen. Peter Faber suchte intensiv nach Gott, nach dem persönlichen Weg. Faszinierend, wie seine Fähigkeit wuchs, „bei allem Tun Andacht zu finden“. Gleichzeitig pflegte Faber freundschaftliche Beziehungen zu seinen Mitbrüdern. Der Orden war ihm menschliche und geistliche Heimat. Eine besondere Herausforderung bedeutete die Erfahrung der psychischen Grenze. Oft plagte ihn eine depressive Gestimmtheit. Spüre ich meine physischen Grenzen, so ermutigt mich Peter Fabers Beispiel. Sein Blick auf das Handeln Gottes in der Heilsgeschichte, der „innere Aufbruch“ zu Gott, ließ ihn erstaunlich gut mit seiner Grenze leben. Seine Schwäche wurde sogar zum Einfallstor der Gnade Gottes!
Sensibler Begleiter. Eine Wegweisung ist mir Peter Fabers Fähigkeit, Menschen zu begleiten. Wie war er doch bemüht, das Wirken Gottes in jedem Menschen zu erspüren, die inneren Bewegungen, Stimmungen und Absichten zu verstehen. Das zeigt seine sensible, psychologisch-geistliche Sprache. Er wollte Blockaden aus dem Weg räumen, damit Gott sich ganz dem Menschen mitteilen könne. In vielen Städten Europas gab er als „Wanderapostel“ Menschen verschiedener Stände die „Geistlichen Übungen“ (Exerzitien). Denn nur persönliche Gotteserfahrung und die in der Betrachtung des Lebens Jesu gewachsene Überzeugung im Glauben konnten in den Wirren der Zeit Orientierung geben. Die Exerzitien des hl. Ignatius wurden „die stille Methode im Hintergrund“, die das Leben vieler Menschen und politische Entwicklungen veränderten und nachhaltig prägten. Ganz nach Fabers Vorgangsweise wähle ich geistliche Begleitung und Exerzitien als bevorzugte Mittel, um in der Berufungspastoral jungen Menschen bei ihrer Suche nach Gott und der persönlichen Berufung zu helfen.
Konkrete Hingabe und ein weites Herz. Ansporn ist mir Peter Fabers Leidenschaft für das Heil des Nächsten und seine Fähigkeit, eine Grundspannung auszuhalten. Er wollte sich ganz für den konkreten Menschen einsetzen, den er gerade vor sich hatte. Gleichzeitig weitete das innere Feuer sein Herz, seinen Blick. Eine tief greifende Reform christlichen Lebens in den Ländern Europas war sein Anliegen. Konkrete Hingabe im Hier und Jetzt und gleichzeitig ein weites Herz mit dem Blick über die Grenzen: diese „Spannkraft“ wünsche ich uns Christen heute. Dann sind wir Frauen und Männer Gottes – wie Peter Faber – mit Gespür und Leidenschaft.
Stichwort
Er suchte den Dialog
Pierre Favre (Peter Faber) aus Le Villaret bei Genf hatte einen Hang zum Grübeln. Lange hat er um Klarheit in seiner Berufung gerungen. Vielleicht war er gerade deshalb ein so gefragter Menschenbegleiter.
Am 13. April 1506 wird Peter Faber als Sohn savoyardischer Bauern geboren. Schon früh fühlt er sich zum Priester berufen. Seine Eltern geben schließlich dem Wunsch nach und lassen ihn studieren. 1524 kommt er durch Vermittlung eines Onkels an die Pariser Uni. Als er sich nach sechs Jahren Studium auf den Magister der Philosophie vorbereitet, lernt er Ignatius von Loyola kennen. Damals wusste er noch nicht, ob er Jurist, Arzt oder Priester werden sollte. Er promoviert in Theologie und wird 1534 Priester. Erst in diesem Jahr hatte ihm der „Laie“ Ignatius Exerzitien gegeben. Peter Faber stößt zum „Gründerkreis“ der späteren „Gesellschaft Jesu“. Im Auftrag des Ordensgenerals und des Papstes bereist er ab 1541 unermüdlich halb Europa. Er ist bei den Religionsgesprächen in Worms und beim Reichstag in Regensburg. Anders als viele der zweiten „Jesuitengeneration“ sucht er nicht die Konfrontation mit den „Protestanten“, sondern den Dialog. Es wird ihm allerdings untersagt, mit den Reformatoren zu sprechen. Auf seinen vielen Reisestationen ist er ein gefragter theologischer Berater und spiritueller Begleiter. Einer seiner „großen“ Schüler wird Petrus Canisius. „Ausgepowert“ von den Strapazen stirbt er am 1. August 1546.