Krankenversicherung, Ärzt/innen und eineVielzahl an Medikamenten und Behandlungensind für uns selbstverständlich. Wasaber, wenn ein Zeitgenosse Jesu erkrankte?
Zur Zeit der Bibel war medizinisches Könnenoft mit religiösen, mythischen Riten verbunden.Die Grenze zwischen den „heilendenKünsten“ und klassischer Medizin war fließend.Krankheiten sah man oft als Strafe Gottesfür begangene Sünden an. Da Gebrechenvor allem religiös gedeutet wurden, suchteman Heilung in erster Linie durch Gebete,Opfer, Gottesdienste oder Bußhandlungen.Im Alten Testament trugen vor allem Priesterdie Verantwortung für die medizinische Versorgungder Menschen, besonders wenn essich um die kultische Reinigung einer Fraunach der Geburt oder die Heilung von Leprahandelte. Zur Zeit Jesu wurden bereits Ärzte in entsprechendenSchulen ausgebildet, in denen manAnatomie und Grundlagen medizinischerBehandlungen lehrte. Das fachliche Wissenbeschränkte sich meist auf das, was mansehen, beobachten oder fühlen konnte wieGeschwüre, Schwellungen, Blutungen, Fieber,Durchfall oder Lähmungserscheinungen.Man kannte auch eine geistige Heilung. Siewurde als ein Hereinwirken göttlicher Kräfteangesehen. Jesus vollzog solche Krankenheilungenals Zeichen seines göttlichen Auftragsdurch Handauflegung oder durch ein Befehlswort(Mt 9, 18).
Mutter Natur und ärztliche Künste. UmWunden zu heilen, wurden Olivenöl und Balsamverwendet. Bei der Salbenherstellungkonnteman auf eine tausendjährige Traditionzurückblicken. Schon zu Salomons Zeiten(950 v. Chr.) waren die in Jerusalem angebotenenSalben weltberühmt (Hld 1, 2; 4, 13–14).Wein und Myrrhe mischte man zu einemschmerzlindernden Mittel (Mt 27, 48). AlsHeilpflanze wurde Myrrhe bei Krankheitendes Nasen- und Rachenraumes benutzt, alsSalbe gegenWunden und Geschwüre oder umBlutungen zu stillen. Bei der Behandlung vonFurunkeln stellten die Ärzte einen Breiumschlagaus Feigen her und legten ihn heiß aufdie betreffende Stelle. Gebrochene Knochen schienten sie und verbandensie eng miteinander. Bei unerträglichenKopfschmerzen bohrten sie ein Loch inden Schädel. Dadurch sollte der Druck gemildertwerden. Hebammen als Geburtshelferinnenwaren natürlich auch bekannt. Für die persönliche Körperpflege benutztendie Menschen Safran und andere Gewürzarten.Riechstoffe wurden aus Myrrhe andAloe gewonnen (Joh 19, 39; Lk 23, 26; Mk 16,1), ebenso Rosenöl mittels Extraktion. Das reineOlivenöl diente nicht nur als Brennstofffür die Lampe, als Nahrungs- und Heilmittel,es galt auch als Seifenersatz.
Hygiene und kultische Reinheit. Bei gläubigenJuden wurde Hygiene großgeschrieben,weil sie mit kultischen Reinheitsvorschriftenin Zusammenhang stand. Nicht so sehr dieGesundheit, sondern die Fähigkeit zur Teilnahmeam Gottesdienst war wichtigstes Ziel.Deshalb wurden die Menschen streng angehalten,sich selbst und ihre Kleidung in fließendemWasser zu waschen, wenn sie sexuellenKontakt gehabt hatten oder mit Totenoder tierischen Kadavern in Berührung gekommenwaren. Unbedeckte Gefäße mussteman waschen, insofern diese in der Näheeines Leichnams standen. War ein Gefäß miteinem Toten in Berührung gekommen, wurdees zerstört. ImKrieg eroberte Beutestücke wurdenin fließendem Wasser oder durch Feuergereinigt. Weiters wurden Exkremente außerhalbdes Lagers begraben, jene der Tiere verbrannt(Num 19; Lev 11; 15; Deut 23, 12).
Stichwort
Tod und Bestattung
Im Hinblick auf das Sterben unddie Bestattung der Toten hatteder Glaube der ersten Christenseine Grundlage in der allgemeinenjüdischen Bestattungspraxis,natürlich erweitert und aktualisiertdurch die Lehre und dasBeispiel Christi im Hinblick aufsein eigenes Leben und Sterben.Wie beim jüdischen Begräbniswurde der Leichnam noch amgleichen Tag des Ablebensbestattet. Man schloss dem Totendie Augen, indem man eineMünze darauflegte. Dann wuschman den ganzen Körper mit Salbenund wohlriechenden Ölen.Hände und Füße wurden gebunden.Anschließend wickelte manden Leib in ein Leichentuch.Nun trugen die Hinterbliebenenden Toten in einer Prozession fürdie Beisetzung zu einem Familiengrabaußerhalb der Stadt. Dieswar meist eine Höhle, die miteinem Rollstein verschlossenwurde (Mt 27, 59–60). Aus Ehrfurcht vor dem Leib,der als Tempel Gottes betrachtetwurde, war dieser in geweihteErde gesenkt worden. Feuerbestattung,wie sie bei den Römernüblich war, kannte man nicht.Da die Toten in Christus entschlafenwaren, galt die Grabanlageals ein Ort der Ruhe inGott, wobei das Licht Christiallen leuchtete. Nach dem Verlassendieser vergänglichen Weltirrt die Seele des Verstorbenennicht als ein körperloser Geistumher. Vielmehr lebt sie jetztbei Gott und wird sich bei derAuferweckung allen Fleischesmit ihrem verklärten unsterblichenLeib wieder vereinen.