Sr. Gabriele Schachinger (links) mit Mitschwestern aus der Leitung der Kreuzschwesternprovinz. Foto: Privat.
Sr. Gabriele Schachinger, Provinzoberin der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz – besser bekannt als Kreuzschwestern – spricht zum 150-jährigen Gründungsjubiläum über die Spiritualität und Zukunft der Ordensgemeinschaft.
Das Gespräch führte Josef Wallner
Ein Blick zurück in die Geschichte: Seit 1860 – dem Eintreffen der ersten Kreuzschwestern in Oberösterreich – haben tausende Schwestern im Land gewirkt. Wer waren besonders prägende Gestalten? Sr. Gabriele Schachinger: Da gehört sicher die Provinzoberin Sr. Borromäa Hillenbrand dazu. Sie hat auf Drängen des Stadtpfarrers von Wels um 1900 das Krankenhaus Wels gegründet. In den sechziger und siebziger Jahren hat Sr. Gebhardine Hauser das Krankenhaus weiterentwickelt und die Basis für das heute größte Ordensspital Österreichs gelegt. Auch Sr. Emanuela Falbes möchte ich nennen. Sie hat nach dem Zweiten Weltkrieg das Kindergartenreferat der Diözese Linz aufgebaut.
Was macht die Spiritualität der Kreuzschwestern aus? Sr. Gabriele: Unser voller Name lautet „Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz“. In diesem Namen steckt auch unser geistlicher Auftrag, um den wir uns bemühen. Wir möchten den Menschen helfen, dass sie die Barmherzigkeit Gottes erfahren können, vor allem in der Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen und mit ihnen das Leben teilen. Und gleichzeitig weisen wir darauf hin, dass es kein Leben ohne Leid, ohne Kreuz gibt. Das Kreuz ist dabei aber nicht Zeichen der Verzweiflung, sondern es lenkt den Blick zur Auferstehung. Und als bleibende Orientierung sowie als Herausforderung ist uns das Wort unseres Gründers P. Theodosius Florentini geschenkt: „Was Bedürfnis der Zeit, ist Gottes Wille.“
Trotz des Jubiläums schauen Sie mehr in die Zukunft als in die Vergangenheit. Sie planen eine neue, gemeinsame Provinz. Sr. Gabriele: Wir sind in einem Prozess, die vier österreichischen Provinzen sowie Bayern, Slowenien und Ungarn zu einer gemeinsamen Provinz zu vereinen. Das ist ein Weg, den wir in Behutsamkeit gehen wollen.
Sie haben das Jubiläum unter das Thema „Hoffnung leben“ gestellt. Was heißt das? Sr. Gabriele: Wir möchten zum Beispiel Menschen durch wichtige Lebensphasen begleiten und uns auch für Benachteiligte einsetzen. In diesem Festjahr fühlen wir uns besonders mit unseren Mitschwestern in Indien, Brasilien, Taiwan und Uganda verbunden. Ebenso achten wir als Schwestern, die wir im Geist von Franz von Assisi leben, auf einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen der Erde.
Um das Thema Schwesternmangel kommt man auch im Festjahr nicht herum. Wie gehen Sie damit um? Sr. Gabriele: Wir legen seit Jahren einen Schwerpunkt auf die Schulung und Begleitung unserer Mitarbeiter/innen. Wir möchten, dass unsere Werke, die Schulen, Krankenhäuser, Altenheime, im Geiste des Evangeliums und unseres Ordens weitergeführt werden.
Ist das auf Dauer möglich? Sr. Gabriele: Ich glaube schon. In der Privatklinik Wels-St. Stephan zum Beispiel hat noch nie eine Ordensschwester gearbeitet und dennoch wird dort versucht den Geist des Ordens zu leben. Es steht und fällt mit motivierten Führungskräften und Mitarbeiter/innen.
Zur Person
Sr. Gabriele Schachinger
Sr. Gabriele Schachinger ist seit 2004 Oberin der Kreuzschwesternprovinz Oberösterreich und Salzburg. Die Provinz zählt 270 Schwestern in 27 Niederlassungen. Zu den Werken der Kreuzschwestern gehören unter anderem das Schulzentrum „St. Angelus“ in Linz, das Gymnasium Ort/Gmunden, die Rudigierschule Steyr, Alten-Pflegeheime in Linz, Sierning und Wels, sechs Kindergärten sowie das Krankenhaus Sierning und das Klinikum Wels. Sr. Gabriele Schachinger stammt aus Kirchdorf am Inn und ist als 21-Jährige 1981 in den Orden eingetreten. - www.kreuzschwestern.at
Eine Kunstausstellung anlässlich des Jubliäums der Kreuzschwestern findet in der „Werkshalle“ (am Areal der Kreuzschwestern in Linz) statt. Siehe Seite 29 und 31.