Hinschauen, darüber reden und somit helfen, das Tabu „Sexueller Missbrauch“ zu beseitigen
Ausgabe: 2006/39, Missbrauch, Sexualität, Angst, Hilflosigkeit, Leben
28.09.2006 - Katharina Grantl
Sexueller Missbrauch hat viele Facetten. „Harmlose“ Küsse, Vergewaltigung, die andauernde psychische und körperliche Einschüchterung. Doch selbst wenn es für die Täter längst vorbei ist: Die Opfer leiden weiter – oft ihr ganzes Leben lang.
In den meisten Fällen leben die Täter – es gibt nur wenige Täterinnen – in der Umgebung der Opfer. Das macht es für die Betroffenen besonders schwer, Hilfe zu suchen. Denn wer glaubt schon einem kleinem Mädchen oder Buben, dass der Vater, der Freund der Familie oder der allseits beliebte Nachbar viel mehr als nur mit dem Kind spielen wollte?
Die Wirklichkeit öffentlich machen. „Sexueller Missbrauch ist für mich ein sehr unangenehmes Thema, aber es hilft niemandem, wenn man aus Angst, Scham oder Furcht darüber schweigt.“ Bischofsvikar Wilhelm Vieböck erläutert so bei der Eröffnung der Kunstaktion „Tunnel der Marter“ in Steyr das Anliegen von Initiatorin Elisabeth Furtmüller: Möglichst viele Menschen sollen mit dem Thema „Sexueller Missbrauch“ in Berührung kommen und offen darüber reden. Nur dadurch kann das Siegel der Verschwiegenheit aufgebrochen und das Tabu beseitigt werden.
Zahlreiche Vereine und Organisationen bieten Hilfe für Missbrauchsopfer. „Noch vor zehn Jahren hat niemand über dieses heikle Thema gesprochen. ,Das gibt es doch gar nicht‘, haben viele gesagt. Wir vom Verein PIA helfen Betroffenen und treten für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema ein“, schildert die Obfrau Christa Pühringer ihre Erfahrungen. Aber auch das Kinderschutzzentrum Wigwam, die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ (KiJA), die ORF-Telefonhilfe „Rat auf Draht“ 147 oder die Ombudsstelle der Diözese bieten Unterstützung, Beratung und Hilfe für Missbrauchsopfer an.