Die Lebenserwartung steigt, die Geburtenrate bleibt auf niedrigem Niveau. Über die Konsequenzen dieser Entwicklung gibt es viele Diskussionen. Einen Aspekt beleuchtete nun das Symposium „vorBAUEN“ der Caritas für Betreuung und Pflege: Wie werden die Menschen im Alter wohnen?
Betreubares Wohnen. Wohnen in gewohnter Umgebung. Wohnen mit Partner/in. Wohnen in einer Wohngemeinschaft. Pflegewohngruppen inmitten des gemeinnützigen Wohnbaus. Ausbau der mobilen Dienste ... – Diese Vorschläge zur Wohnzukunft alter Menschen zeigen auf, wie sehr vom großen Altenheim bereits weggedacht wird. Soziallandesrat Josef Ackerl sagte: Die Menschen sollen sich wohlfühlen. Sie sollen nach Möglichkeit ihren Tagesablauf individuell gestalten und wenn sie Unterstützung brauchen, auf solche zurückgreifen können. „Wir werden keine neuen Alten- und Pflegeheime mehr bauen.“ Die Zukunft sei zum Beispiel, ein klassisches Pflegeheim auf etwa fünf dezentrale Pflegewohngruppen (zu 24 Personen) aufzuteilen. An jede regionale Pflegewohngruppe könnten zehn betreubare Wohnungen angedockt werden.
Was wichtig ist. 200 Teilnehmer kamen zu der Tagung, bei der am 28. und 29. September in der Fachhochschule Linz Experten aus dem In- und Ausland referierten. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer skizzierte in seinen Grußworten das Spannungsfeld, in dem sich Altenheime befinden. Er erzählte von einem Besuch in einem modernen Seniorenheim. Ein noch halbwegs rüstiger Bewohner sagte ihm, wie glücklich er ist, hier wohnen zu können, er fühle sich wie in einem „Altenhotel“. Die Angehörige eines anderen Bewohners, der die gute Ausstattung des Heimes nicht mehr nutzen kann, meinten, all die gute Infrastruktur habe keinen Sinn. Sie forderte die Politik auf: „Investiert in die Menschlichkeit!“
Wohnwünsche. Univ. Prof. Dr. Thomas Werani von der Johannes-Kepler-Universität Linz stellte eine Marktforschungsstudie vor, die er im Auftrag von „vorBAUEN“ durchführte: Wie wollen die heute 40- bis 50-Jährigen und die heute 60- bis 70-Jährigen im Alter wohnen? Der Wunsch ist ausgeprägt, in vertrauter Umgebung zu wohnen. Auch soll ein Arzt und ein Supermarkt in der Nähe und öffentliche Verkehrsmittel sollen leicht zu erreichen sein. Zwei Drittel der Befragten gaben an, im Alter mit ihrem Partner/ihrer Partnerin wohnen zu wollen. Erstaunlich aber ist, dass nur ein Befragter angab, von Anfang an in seinem Wohnumfeld Vorkehrungen für Barrierefreiheit getroffen zu haben. Aber auch ein Pflegeheim kommt für viele in Betracht: je älter die Befragten sind, desto eher. In eine Wohngemeinschaft würden jüngere eher als ältere Menschen ziehen, und Frauen eher als Männer. Der Wunsch, nicht allein zu sein, ist stark.
Zur Sache
Pflegebedarf
Der Pflegebedarf steigt. Mag. Alexander Hanika, mit Bevölkerungsprognosen befasster Experte von „Statistik Austria“, trug bei der Caritas-Tagung Berechnungen vor, wonach die Zahl der ständig auf Pflege angewiesenen Menschen von knapp 100.000 im Jahr 2001 auf 228.000 im Jahr 2050 ansteigen werde, 600.000 werde dann manchmal Pflege brauchen, heute sind es etwa 300.000. Assistenz. Landesrat Ackerl sprach vom Ausbau des Angebots der Assistenzleistungen. Im betreubaren Wohnen könnten Menschen wie derzeit in der „Casa“ in Linz sieben Tage in der Woche mit Unterstützung rechnen, die aber nicht rund um die Uhr ununterbrochen notwendig ist. Der 24-Stunden-Betreuungsbedarf braucht einen gesellschaftlichen Diskurs, wie professionelle Dienste ergänzt werden können.