Sie ist gütig, sie ereifert sich nicht und prahlt nicht, sie sucht nicht ihren Vorteil, niemals hört sie auf. Könnte ich prophetisch reden, hätte aber die Liebe nicht, ich wäre nichts. Als einen Weg, der alles andere übersteigt, so beschreibt Paulus die Liebe.
Evangelium
Lukas 4, 21–30
Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.
1. Lesung
Jeremia 1, 4–5. 17–19
Das Wort des Herrn erging an mich: Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt. [. . .] Du aber, gürte dich, tritt vor sie hin, und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage. Erschrick nicht vor ihnen, sonst setze ich dich vor ihren Augen in Schrecken. Ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes. Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten – Spruch des Herrn.
2. Lesung
1 Korinth 12, 31 – 13, 13
Strebt aber nach den höheren Gnadengaben! Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnisse hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig; die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende. Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Wort zum Sonntag
Meteorismus
Beim Klostereintritt musste ich ein Arztzeugnis vorlegen. Zu meinem Schrecken stand darin, ich leide an Meteorismus. Ein Blick ins Wörterbuch brachte dann Klarheit über diese astronomisch anmutende Krankheit: „Meteorismus oder Blähsucht ist eine übermäßige Ansammlung von Gas im Magen infolge bakterieller Fehlbesiedlung.“ Das Kloster nahm mich dann trotzdem auf. Der Abt sagte der Gemeinschaft, er hoffe einfach, dass bei mir die Blähungen im Magen blieben und nicht in den Kopf stiegen. Scheinbar gibt’s das. In den Klöstern und in den Gemeinden. Paulus spricht davon in seinem ersten Brief an die Korinther. Das Thema ist die gegenseitige Liebe. Sie ist für ihn wichtiger als alles Mögliche an Talenten und Gaben. Was sie im Tiefsten ist oder nicht ist, das umschreibt er in einer für ihn ungewöhnlich feinen Art. Unter anderem sagt er da: Die Liebe bläht sich nicht auf.
Aufblähen: Das hat mit Luft zu tun. Man pumpt in irgendetwas, das eher klein, ja unansehnlich ist, Luft hinein, und das Resultat lässt sich sehen. Aber jedes Kind weiß, wie hohl und gefährdet so ein Gebilde ist. Wer sich aufbläst, überspringt die kleinen, organischen Stufen des Wachstums. Da geht’s oft nur langsam zu und her, aber dafür ist es echt und bleibt. Wer sich aufbläst, möchte in den Augen der anderen schnell größer erscheinen. Er erhofft sich dadurch Aufmerksamkeit. Es fehlt ihm vielleicht schon als Kind die Erfahrung, ohne Bedingung angenommen und geliebt zu sein. Darum ist sein Verhalten zuallerletzt ein stiller Ruf nach Angenommensein. Denn wer sich zutiefst geliebt und getragen weiß, braucht sich nicht aufzublähen.
Kleiner Impuls für mich
Ich danke für jene Menschen, die mich so nehmen, wie ich bin. Ich will immer tiefer in das Geheimnis hineinwachsen, dass ich bei Gott zu jeder Zeit angenommen bin. Ich verachte Menschen nicht, die sich, aus welchen Gründen auch immer, aufblähen. Ich begegne ihnen spontan und herzlich – und habe sie gern.
P. Christoph Müller,Benediktiner, seit drei Jahren Pfarrmoderator in Blons und St. Gerold im Großen Walsertal.