Sich um Kranke anzunehmen, wird in vielen Pfarren besonders wichtig genommen. In Linz-St. Theresia zum Beispiel.
Zehn Mozart-Taler hat Edith Maria Frauenhofer heute in der Handtasche, jeder von ihnen von Hermine Eckerstorfer hübsch in eine Papier-Rosette verpackt. Zehn Karten mit dem Wort „Hoffnung“ auf der Vorderseite und einem Gruß des Pfarrers im Inneren hat sie auch eingepackt. An zehn Türen wird Edith Frauenhofer im Lauf des Nachmittags klopfen. Zehn Kranke aus Linz-St. Theresia werden überrascht sein. Besuch von der Pfarre? Das haben nicht alle erwartet. Keine der Personen, zu denen die Namen auf der Liste gehören, kennt Frauenhofer. Sie wird sie kennenlernen. Heute schon. Edith Frauenhofer gehört zum 25-köpfigen Team der Pfarre, das sich besonders um die Kranken kümmert. Alle acht Wochen besucht jedes der Team-Mitglieder Kranke in einem Linzer Krankenhaus. Nur wer möchte, bekommt Besuch von der Pfarre. Das wird von den Krankenhäusern schon vorher geklärt.
Zeit zum Reden. In einigen Zimmern wird sich jemand freuen, wird sich für den Besuch bedanken. Das war es dann. In anderen Zimmern wird jemand sagen: „Nehmen Sie den Sessel dort.“ Ein längeres Gespräch wird möglich. Manchmal wird eine Beziehung daraus. Seit Jahren schon nimmt sich Edith Frauenhofer um eine ältere Dame an, die jetzt im Altenheim liegt. Ein Bein wurde ihr amputiert. „Sie hatte niemand, und ich konnte nicht einfach sagen: Mit einem Besuch ist alles erledigt.“ Zwei- bis dreimal die Woche besucht sie Frauenhofer, macht Besorgungen, ist für sie da.br>Auf der Straße gibt es gelegentlich ein Wiedererkennen. „Ich freu mich, wenn ich jemand gesund wiedersehe“, erzählt Frauenhofer. Aber auch das andere gibt es: Dass man einen Menschen auf dem letzten Abschnitt des Lebens begegnet. Das ist schwer.
Pfarre feiert mit Kranken. Kranken gilt die besondere Aufmerksamkeit der Pfarre St. Theresia. Jeden Monat lädt die Pfarre zum Krankengottesdienst. Wer nicht kommen kann, zu dem kommt Pfarrer Wageneder ins Haus. Jährlich wird auch zur Krankensalbung eingeladen. Kranke sind uns gleich viel wert, meint Frauenhofer – nicht wie sonst in der Gesellschaft, wo Kranksein als Schwäche gilt.