Der Fall von Verwahrlosung am Pöstlingberg ist nicht nur eine Anfrage an die staatlichen Behörden, sondern auch an die einzelnen Christen und Pfarren: Was ist zu tun? Was sind Signale, für die es gilt, sensibel zu sein?
„Ob es einer Pfarrgemeinde um die Menschen, um ihre Freude und Hoffnung, ihre Trauer und Angst geht, zeigt sich im sozialen Einsatz.“ So formuliert eine aktuelle „Werkmappe Caritas“ einen Anspruch für den Fachausschuss Caritas. Wann aber ist sozialer Einsatz richtig und wie ist er richtig? „Wahrnehmen ist das erste, was Christen tun können“, sagt die Leiterin der Abteilung „Soziale Dienste“ Mag. Alexandra Riegler-Klinger. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es abseits der Norm viele Ausnahmen gibt, die für die Betroffenen stimmig sind, auch wenn es für die Umgebung befremdende Lebensmodelle sein mögen. „Da ist es schon auch wichtig, nicht übergenau zu sein.“
Not versteckt sich.<7b> „Um Notsituationen in der Pfarre wahrzunehmen braucht es generell eine Hellhörigkeit sowie einen offenen Blick für Sorgen und Nöte“, meint Lucia Zeiner von der Pfarrcaritas. Not verstecke sich, weil Menschen versuchen, ihre Schwierigkeiten für sich zu behalten, um nicht als Versager zu gelten und ihr Ansehen zu verlieren.„Es gibt aber Warnsignale, die Anlass sein können, einmal nachzufragen: z.B. depressive Stimmungen, Rückzug aus sozialen Verbindungen, Aggression, längere Arbeitslosigkeit, vor allem bei Familien bzw. Alleinerzieherinnen mit Kindern.“
Wer hat einen guten Draht? Wenn Gefahr für jemanden, etwa für Kinder, besteht, müsse die Grenze der Zurückhaltung überschritten werden, sagt Frau Klinger-Riegler aus der Erfahrung der Sozialarbeit. Vorher aber gibt es viele Abstufungen der Intervention. Wichtig ist, dass Menschen den Kontakt zu den Betroffenen aufnehmen, die einen guten Draht zu ihnen haben. „Denn wir alle wissen, dass wir nicht von jedem in gleicher Weise etwas annehmen können.“ Auch wenn das Nachfragen aus der Sorge um einen kommt.
Ein offenes Ohr haben. Es brauche auch Gelegenheiten, wo Begegnung ermöglicht und Notsituationen wahrgenommen werden können, betont Lucia Zeiner. Sie nennt als Beispiele die Organisation von Veranstaltungen wie Pfarrcafés, die Besuchsdienste im Krankenhaus oder daheim und die Caritas-Haussammlung. „Grundsätzlich geht es auch darum, Signale auszusenden, dass die Pfarre für Notsituationen ein offenes Ohr hat, man sich vertrauensvoll an sie wenden kann und man sich um Unterstützung bemüht.“