Erst nach Ostern haben die Jünger allmählich zu fassen begonnen, was sich mit Jesus zu Ostern wirklich ereignet hat. Im Rahmen der Reihe „Theologie vor Ort“ referiert der Linzer Dogmatiker Dr. Franz Gruber über den christlichen Glauben an die Auferstehung und das ewige Leben. Die KirchenZeitung sprach mit ihm.
KirchenZeitung: Was meint „Auferstehung“? Franz Gruber: Auferstehung ist ein vielschichtiges Bildwort. Vor allem meint es das Zeugnis der Auferweckung Jesu aus dem Tod, darum ist das Auferstehungsbekenntnis auch das Herz des christlichen Glaubens. Auferstehung ist die göttliche Zusage, dass der Tod nicht das letzte Wort des Lebens ist, sondern Durchgang in die Vollendung, so kurz, so gebrochen, so unvollkommen auch das Leben gewesen sein mag.
Auferstehung ist also eine bestimmte Sicht des Lebens. Ja, sie ist nicht nur Verheißung des erfüllten Lebens nach dem Tod, sondern eine Kraft, unser Leben jetzt schon im Licht des Heilwerdens zu verstehen. Güte ist jene Haltung, die am besten erspürt, was Auferstehung ist. Sie ist wie ein Licht, das in den dunklen Stunden des Lebens geschenkt wird, wie neues Leben, das uns nach einem persönlichen Kreuzweg gegeben wird.
Was meint „Auferstehung des Fleisches“? Im biblischen Glauben ist Erlösung eine ganzheitliche Vollendung. Wir haben nicht einen Leib und eine Seele, sondern wir sind Leib-Seele. Der ganze Mensch geht ein in die Erlösung. Die heutige Theologie versucht dieser Sicht insofern gerecht zu werden, als sie von einer „Auferstehung im Tod“ spricht.
Viele glauben nicht an Auferstehung, sagen aber, sie seien Christen. Ein Widerspruch? Wer die wirklichen Christen sind, darüber sollten wir nicht urteilen. Von außen erkennt man nicht, was einen Menschen im Innersten trägt. Jemand kann äußerlich alles im rechten Sinne glauben, doch im Innersten ein Mensch sein, der von Misstrauen oder Hass bestimmt ist. Freilich, Christ ist jemand, der glaubt, dass Jesus nicht nur eine großartige historische Persönlichkeit war, sondern uns als Auferstandener gegenwärtig ist. Das Christsein entscheidet sich letztlich immer daran, wie wir es mit Jesus Christus halten.
Was macht den Glauben der Christen an die Auferstehung plausibel? Nichts außer die Liebe, in der sich Gott uns offenbart. Der Philosoph Gabriel Marcel sagte einmal: „Einen Menschen lieben heißt sagen: Du wirst nicht sterben.“ Die Liebe ist die menschliche Erfahrung, dass es etwas geben könnte, das stärker ist als der Tod, gegen den keine Macht, kein Wille ankommt. In der Liebe werden wir in einem gewissen Sinne schon im Leben unsterblich, weil Liebe den geliebten Menschen über alle Begrenztheit und Endlichkeit hinaus in seinem wahren Sein erkennt. Ich glaube, dass die Liebe uns immer zum Leben erweckt. Und Gottes Liebe ist jene Kraft, die uns aus dem Tod heraus lebendig macht.
Theologie vor Ort
Am Ende: das Leben!
Mit den Vortrags- und Gesprächsabenden von Dr. Franz Gruber schließt für dieses Jahr die Reihe „Theologie vor Ort“. Gruber ist Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Der Titel seines Vortrags lautet „Stärker als der Tod ist Liebe“.
- Franz Gruber spricht in drei regionalen Bildungshäusern. Di., 17. April, 19.30 Uhr, St. Franziskus in Ried. Mi., 18. April, 20 Uhr, Maximilianhaus in Puchheim. Do., 19. April, 19.30 Uhr, Dominikanerhaus Steyr.