Mag. Gertraud Hinterseer war eine der Mediations-Expertinnen bei der Tagung „Was tun, wenn’s kracht? – Konfliktregelung im Betrieb“, veranstaltet von Betriebsseelsorge, Wirtschaftskammer, ÖGB und Arbeiterkammer am 30. März in Linz. Konflikte sind teuer, war man sich einig. Betriebe sollten konstruktive Konfliktregelungen fördern.
Was sind häufige Konfliktursachen in den Betrieben? Mag. Gertraud Hinterseer: Ursachen gibt es viele, besonders häufig sind Konflikte nach Veränderungen und Umstrukturierungen. Sie verlangen viel Flexibilität. Meist werden die Veränderungsprozesse gut bewerkstelligt. Manchmal aber geht es schnell, schnell – und es bleibt Ungelöstes hängen. Auch wenn Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten unklar sind, ebenso Abläufe und Umgangsformen.
Wie kann ein Betrieb strukturell für ein konfliktarmes Klima vorsorgen? Das Organigramm muss mit dem zusammenpassen, wie es gelebt wird. Die Stellenbeschreibungen müssen klar sein. Das Leitbild ist immer wieder auch zu hinterfragen: Wird es gelebt? Es braucht eine Team- und eine Besprechungskultur. Erfolge sollten gefeiert und deutlich gemacht werden. Wertschätzung der Mitarbeiter/innen bedeutet mehr, als sie zu loben. Wertschätzen heißt Beachtung schenken, fragen: Wie siehst du das? Bei Mitarbeitern herrscht oft das Gefühl vor: Die da oben wissen von uns gar nichts! Führungskräfte sind gefordert, für eine offene Kommunikation zu sorgen.
Konflikte fangen meist klein an und werden mit der Zeit größer. Können Sie benennen, was Konflikte füttert? Der Stress ist ein wesentlicher Faktor. Wenn die Zeit fehlt, etwas aufzuarbeiten, weil die betrieblichen Anforderungen steigen und der Termindruck zunimmt, bleiben Probleme unbearbeitet. Einer der häufigsten Sätze in der Mediation ist: „Wir hätten mehr reden sollen!“ Offene Kommunikation ist die beste Konfliktvorbeugung.
Und wenn es doch kracht, was ist zu tun? Wenn es kracht, ist es eh noch gut, denn dann kann man reagieren! Schwieriger wird es, wenn sich die Konfliktparteien zurückziehen. Dann wird mit allen anderen geredet wird, nur nicht mit jenen, mit denen man den Konflikt hat. Direkte Kommunikation ist angesagt, eventuell mit Hilfe einer neutralen pPerson.
Was geschieht bei der Mediation? Ist der Bedarf an Mediation typisch für unsere Zeit? Mediation ist die Vermittlung in Konflikten. Den Bedarf dafür hätte es auch schon früher gegeben. Unsere Zeit aber hat einen offeneren Umgang mit Konflikten, früher wurden sie eher unterdrückt. Gut gelöste Konflikte tragen auch zur Weiterentwicklung bei. Bei betrieblichen Konflikten sind zunächst Vorgespräche mit den Beteiligten und Vorgesetzten wichtig. Dabei wird abgeklärt, was geschieht und ob eine Mediation das Richtige ist.
Wann ist die Mediation gelungen? Wenn die Betroffenen wieder offen miteinander reden können. Und wenn Vereinbarungen getroffen werden, die für alle fair und umsetzbar sind.
Zur Sache
Konflikte im Betrieb
Steigende Konflikte gehören zum betrieblichen Alltag. Als Ursachen zählt die Arbeiterkammer auf: Schnelllebigkeit und Kommunikationsmangel, zunehmende Konkurrenz, erhöhter Termindruck, Angst um den Arbeitsplatz, neue Arbeitsformen, Veränderungen von Grundeinstellungen. Konflikte nehmen zu, sagt auch Mag. Anna Wall-Strasser von der Betriebsseelsorge der Diözese Linz, die mit ÖGB, AK und WK eine Veranstaltung über Konflikregelung im Betrieb ausrichtete. Die Betriebsseelsorge hat für die schlimmste Form des Konflikts, das Mobbing, ein Mobbing-Telefon eingerichtet: 0732/76 10-36 10 (Mo., 17 bis 20 Uhr).