Sr. Margit Zimmermann (von links), Windpark-Initiator Mag. Andreas Reichl und Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl, Generaloberin der Marienschwestern vom Karmel beim Besuch im Windpark Sternwald.
Das Windkraft-Projekt Sternwald in Vorderweißenbach könnte zum Modell der Energieversorgung in Uganda werden.
„So etwas würden wir auch brauchen“, seufzt Sr. Margit Zimmermann. Die Marienschwester steht am Fuß eines Windrades im Sternwald bei Bad Leonfelden und blickt auf die mächtigen Rotorblätter. Wo Sr. Margit eine Windkraftanlage brauchen würde, ist mehr als 5000 km vom Mühlviertel entfernt. Die 69-jährige Ordensfrau lebt mit zwei Mitschwestern in Uganda. Vor fünf Jahren haben sich die Marienschwestern vom Berg Karmel entschlossen, den Schritt in die „Dritte Welt“ zu wagen. Die Schwestern betreuen im Umkreis ihres Dorfes Kranke, geben Unterricht in Haushaltsführung, unterhalten einen großen Gemüsegarten – vor allem aber versuchen sie für die Menschen da zu sein und sie zu unterstützen, wo sie nur können.
Strom nur jeden zweiten Tag. Doch die Leute brauchen nicht bloß Hilfe für den Alltag, sie benötigen auch Strukturen wie Straßen oder Elektrizität. Sr. Margit unternimmt keine politische Analyse, sie beschreibt nur, was sie erlebt: Die Elektrizitätsgesellschaft versorgt die wenigen Häuser in ihrer Region, die überhaupt an das Stromnetz angeschlossen sind, nur sehr unregelmäßig mit Strom. Zur Zeit bekommt ihr Ordenshaus nur jeden zweiten Tag Strom – und da auch nur für sieben Stunden. Seit zwei Jahren nimmt das Problem deutlich zu. Die Gründe kennt Sr. Margit nicht, die allgemeine Meinung ist aber, dass der Staat gezwungen ist, den Rohstoff Elektrizität zu exportieren. Auch der Wasserspiegel des Viktoria Sees ist in den letzten Jahren deutlich sichtbar gesunken, sodass weniger Strom produziert werden kann. Die Ordensfrau macht keine Schuldzuweisungen, aber einen Ausweg aus der Misere sieht sie eher in kleinräumigen Alternativen als im Warten auf Verbesserungen im unüberschaubaren staatlichen System.
Ich gebe nicht auf. „Eine Windkraftanlage wie im Sternwald wäre eine ideale Ergänzung“, schwärmt Sr. Margit. Sie nutzt ihren Heimaturlaub, um gemeinsam mit Generaloberin Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl und der KirchenZeitung, die sie auf die Idee gebracht hat, den Windpark Sternwald zu besichtigen. Andreas Reichl, der Initiator und nun Geschäftsführer des Sternwald Windparks, freut sich über den Besuch. Er ist beeindruckt von der Begeisterung, mit der Sr. Margit unter den Windrädern steht, staunt und erklärt, wie notwendig die Elektrizität für die wirtschaftliche Entwicklung der Menschen ist. Wenn die Investitionskosten und die technischen Voraussetzungen für eine Windkraftanlage die Möglichkeiten der kleinen Ordensgemeinschaft in Uganda bei weitem übersteigen – Sr. Margit lässt keinen Zweifel: „Aufgeben tue ich auf keinen Fall. Wenn der Himmel will, dann wird es gehen – vielleicht erst in zwanzig Jahren. Aber das macht ja nichts.“
Andreas Reichl - der Sternwald-Pionier
Die Katastrophe von Tschernobyl und der Baubeginn von Temelin 1986 – beides ließ den Religionslehrer Mag. Andreas Reichl aktiv werden. Er wollte nicht nur gegen Atomkraftwerke kämpfen, sondern eine Alternative für Energiegewinnung schaffen. Sobegann er, mit der Bevölkerung für das Projekt Windpark im Sternwald zu arbeiten. Viel Überzeugungsarbeit in umliegenden Gemeinden war notwendig. Der Weg bis zur einstimmigen Zustimmung im Gemeinderat von Vorderweißenbach war weit. 150 Personen beteiligen sich finanziell am Projekt Sternwald. Sieben Windräder, die jährlich 30 Millionen Kilowattstunden produzieren, bringen nun eine Leistung, die 10 Prozent des Haushaltsstroms bzw. 0,3 Prozent des gesamten oberösterreichischen Stromverbrauches abdeckt. 20.000 Tonnen CO2 werden pro Jahr nicht in die Atmosphäre geblasen. Andreas Reichl hilft so dem Land, Umweltziele zu erreichen. Im Vorjahr wurde das Projekt Sternwald mit dem Solidaritätspreis der KirchenZeitung ausgezeichnet. Eine Idee, die vielleicht Schule macht bis hin nach Uganda.