Sr. Klara Maria Falzberger lebt seit 16. April 2016 im Ausnahmezustand – seit ein Erdbeben Ecuador erschüttert hat, wo sie lebt. Es wurde zwar keine Mitschwester getötet, aber zwei große Schulen des Ordens dem Erdboden gleichgemacht. Trotz allem muss es weitergehen, sagt die Schwertberger Ordensfrau.
Seit dem schrecklichen Beben hat sie Tag und Nacht ihr Handy eingeschaltet. Sr. Klara Maria leitet die Provinz Ecuador und Kolumbien der Schwestern Oblatinnen des heiligen Franz von Sales. Als Oberin ist sie das ihren Mitschwestern schuldig. Denn die Erdbebenkatastrophe ist noch längst nicht ausgestanden. „Es wackelt immer irgendetwas“, erzählt sie bei ihrem Treffen mit der KirchenZeitung. Und zwar nicht wenig. Erst kürzlich war wieder ein Beben in der Stärke von 4,7 zu spüren. Da schaut man bange auf den Riss in der Mauer, ob er größer wird oder ob der Fensterrahmen herausfällt. Und man überlegt, ob man in den Hof laufen soll, erzählt Sr. Klara Maria vom derzeitigen Alltag, den ihre Mitschwestern vor allem im Bebengebiet zu bewältigen haben. Manche der älteren Schwestern sind voll Angst und jene Schwestern, die Tote in der Familie zu beklagen haben, sind traumatisiert. Jedes Nachbeben löst aufs Neue einen Schock aus. Da wird sie als Provinzoberin immer wieder gebraucht: zum Trösten, gut Zureden, zum Planen und Arbeiten. „Es muss weitergehen“, sagt sie nüchtern. Und es geht auch weiter. Das Gymnasium der Schwestern in Rocafuerte ist in Container übersiedelt, die Schülerinnen der zweiten zerstörten Schule konnten in eine weniger beschädigte Schule der Oblatinnen übersiedeln. Dort wird im Schichtbetrieb unterrichtet.
Dank an KiZ-Leser/innen
„Es ist schön, dass die Heimat in diesen schweren Momenten so da ist“, sagt Sr. Klara Maria. Sie wiederholt diesen Satz mehrmals. Sie dankt den KiZ-Leser/innen, die über die Erlagscheinbeilage an die 53.000 Euro gespendet haben, und sie sagt ihren Mitschwestern und dem Land Oberösterreich Danke. Das Geld ist die Basis für den Wiederaufbau des Gymnasiums in Rocafuerte. „Wir konzentrieren uns jetzt einmal auf diese eine Schule“, so Sr. Klara Maria. Die Summe aus Österreich ist eine wichtige Starthilfe. Aber die Oblatinnen teilen auch mit Familien, die Hilfe im Alltag brauchen. „Wo kämen wir da hin, wenn wir uns nur auf die Gebäude konzentrieren?“ Über die materielle Not hinaus setzen sich die Schwestern dafür ein, dass wieder ein Klima der Zuversicht entstehen kann. Nicht einfach in einer Region, in der 29.000 Häuser und Wohnungen zerstört wurden. Jede Woche verwirklicht eine Schulklasse im Bebengebiet mit ihren Lehrern und den Schwestern ein kleines Hilfsprojekt. „Manchmal bauen wir eine Hausmauer auf, dann haben wir Familien mit Aidskranken ein Sackerl mit Lebensmitteln gebracht und alten Menschen im Zeltlager geben wir neben Lebensmitteln eine Blume und eine Umarmung“, berichtet Sr. Klara Maria. „Und zu Maria Himmelfahrt haben wir Luftballons zu Rosenkränzen zusammengebunden und aufsteigen lassen. Das war ein Zeichen unseres Vertrauens zu Maria und unsere Bitte um ihren Schutz.“
Vertrauen, das andere mitträgt
Wenn man Sr. Klara Maria zuhört, was sie vom Umgang mit den Folgen des Erdbebens erzählt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Sie möchte, dass die Kinder und Jugendlichen der Oblatinnenschulen nicht nur um die eigenen Ängste kreisen und sich nicht nur mit der Not der eigenen Familie beschäftigen, sondern sie ermuntert sie den Blick auf die Menschen rundherum zu richten, denen es womöglich noch schlechter geht. Woche für Woche setzt eine Klasse ein kleines Hilfsprojekt um: Sie gehen zu alten Menschen, Aidskranken, Müttern, die um Kinder trauern. Hut ab vor diesem Blick über den Tellerrand. „Es ist nicht immer leicht, aber es muss weitergehen.“ Das ist die Botschaft von Sr. Klara Maria: „Das Vertrauen auf Gott muss uns dabei ganz durchdringen, sodass wir andere Menschen mittragen können.“
Wer helfen will:http://oblatinnen.wix.com/oblatinnen