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Unter offenem Himmel

St. Radegund feiert mit der Diözese Linz den 100. Geburtstag des Franz Jägerstätter
Ausgabe: 2007/21, St. Radegund, Jägerstätter, Himmel, Krieg, Nationalsozialismus, Glauben, Geburtstag
23.05.2007
- Matthäus Fellinger


Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich für Franziska Jägerstätter: Von links: Bürgermeister Isidor Hofbauer, Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Franziska Jägerstätter, Bischof Dr. Ludwig Schwarz.




Die Feiern zum 100. Geburtstag des Franz Jägerstätter zeugten vom wachsenden Respekt vor einem beeindruckenden Glaubenszeugen.

„Ich sehe den Himmel offen.” Die Steinigung des heiligen Stephanus, wie sie in der Apostelgeschichte überliefert ist, wurde als Lesung für den Festgottesdienst zum 100. Geburtstag des Franz Jägerstätter am Sonntag, 20. Mai, in St. Radegund ausgewählt. Das Leben, Schicksal, vor allem das Vermächtnis des Franz Jägerstätter, bewegte die Hunderten Feiernden, die am Samstag und Sonntag nach St. Radegund gekommen waren. 64 Jahre nach seinem Tod wird für immer mehr Menschen der ursprünglich von vielen nicht verstandene Weg des Franz Jägerstätter als der richtige, der lebensspendende Weg erkannt.

Achtung für den Landsmann. „Wir achten Franz Jägerstätter”, sagte der Vertreter der Feuerwehr, als er das Kreuz für den Gabentisch übergab. Jägerstätter war aus der Feuerwehr ausgetreten, weil diese damals für die Partei sammeln ging. Ein Vertreter des Kammeradschaftsbundes brachte als Gabe ein Opferbuch zum Altar. Franz Jägerstätter ist darin mit den 59 Gefallenen aus St. Radegund, den drei Menschen mit Behinderungen, die in Hartheim ermordet wurden, und mit einer Zwangsarbeiterin aus der Ukraine, die in St. Radegund gewaltsam umkam, verzeichnet. Bischof Ludwig Schwarz leitete den Festgottesdienst auf dem neuen „Jägerstätter-Platz” vor der Kirche von St. Redegund. In seiner Festpredigt hob er die unbedingte Gottesliebe Franz Jägerstätters hervor, begleitet von einer tiefen Liebe zu seiner Familie und zur Eucharistie.Chorleiter Leo Siegl hatte für das Fest die Messe „Suchen und Finden“ komponiert. „Nicht Kerker, noch Tod trennen mich von Gottes Liebe – das ist der Glaube, der mich führt”, heißt es darin.

Wie der hl. Florian. Im Auftrag des Bundespräsidenten Heinz Fischer verlieh Landeshauptmann Josef Pühringer im Anschluss an die Messe Franziska Jägerstätter das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich. „Der eigentlich unpolitische Franz Jägerstätter hat ein beeindruckendes politisches Zeugnis gesetzt”, betonte Pühringer. Er hätte das Böse erkannt und danach gehandelt. Pühringer sieht Jägerstätters Zeugnis eng mit dem des Landespatrons, des hl. Florian, verbunden.Franziska Jägerstätter nahm die Auszeichnung sichtlich bewegt entgegen und bedankte sich bei allen Feiernden für die Gestaltung der beiden Tage.

Fremde sind nicht Feinde. Schon am Samstag waren rund 250 Leute auf Einladung der Katholischen Männerbewegung aus ganz Österreich, zum Teil zu Fuß, zum Teil mit Rad, nach St. Radegund gekommen. Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer hob dabei eine Charakterstärke Jägerstätters hervor: „Er sah in anderen Völkern keine Rivalen, keine Gegner und Feinde.” Durch Rivalität gehe auch heute die Fähigkeit verloren, echte Beziehungen aufzubauen.Zum Gelingen des Festes hatten viele St. Radegunder beigetragen, so auch die Volksschulkinder. Auf Tafeln hatten sie aufgeschrieben, was sie Fremden über Jägerstätter erzählen würden. „Er hatte eine sehr schöne und lustige Frau”, verkündete ein Kind, was nicht nur die Feiernden, sondern auch Franziska Jägerstätter selbst mit einem Lachen zur Kenntnis nahm. Auch Franz Jägerstätter war für seinen Humor bekannt gewesen.Bischof Schwarz ging auf die Seligsprechung ein. Ihm wäre in Rom versichert worden, es handle sich nur noch um kurze Zeit.

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