Das Bild von Helene Funke trägt den Titel „Tobias und der Engel“ und ist 1927 entstanden. Es zeigt den Engel Rafael, der schützend die Hand über Tobias, den Sohn des Tobit, hält. (Siehe Kasten). Biblische und christliche Themen spielten in den 1920er Jahren bei der österreischischen Künstlerin Helene Funke – sie war damals über 50 Jahre alt – eine wichtige Rolle. Es gibt Arbeiten zu den Themen „Engelsköpfe“, „Höllensturz“, „Adam und Eva“ und „Christus als Schmerzensmann“. Religiöse Themen waren in der Zwischenkriegszeit bei Künstlern sehr beliebt und vermutlich auch leichter verkäuflich. Ein Blick in die Kunstgeschichte zeigt, dass Funke mit der Motivauswahl „Tobias und der Engel“ nicht alleine ist: an die zwanzig berühmte Maler haben seit dem Mittelalter auf diese biblische Erzählung zurückgegriffen. Helene Funke hat für „Tobias und der Engel“ 1928 den österreichischen Staatspreis erhalten. Die Künstlerin lebte von 1869 bis 1957. In Chemnitz geboren, übersiedelte sie 1913 nach Wien. Zuvor hat sie in München und Paris Station gemacht. Zeitlebens war sie in Künstlerkreisen geschätzt, führte aber ein zurückgezogenes Leben in ärmlichen Verhältnissen. Oft bezeichnete sie sich selbst in Anlehnung an Hermann Hesses Roman als „einsamer Steppenwolf“. Sie zählt heute zu den wichtigsten Wegbereiterinnen der internationalen Moderne. Das Kunstmuseum Lentos präsentiert nun die erste Museumsschau dieser bedeutenden österreichischen Künstlerin, deren Schaffen weitgehend unentdeckt blieb. 125 Werke mit Landschaften, Portraits und Skizzen sind im Lentos zu sehen.
- Am 14. Juni spricht Dr. Peter Funke über „Die Rätsel im Leben und Werk der Malerin Helene Funke“, Lentos, 19 Uhr. Die Ausstellung Helene Funke im Kunstmuseum Lentos ist bis 11. 9. geöffnet.
Tobias & Rafael
Das Buch Tobit im Ersten Testament erzählt von einem Mann namens Tobit und seinem Sohn Tobias. Tobit lässt seinen Stammesbrüdern in der Fremde jede mögliche Hilfe zukommen und handelt barmherzig. Vom Unglück verfolgt verliert er sein Hab und Gut, erntet dafür Spott und Hohn und verliert auch noch sein Augenlicht. In dieser Not schickt Gott seinen Engel Rafael zu Hilfe. Sein Sohn Tobias, der eine gefährliche Reise unternehmen muss, wird von Rafael beschützt. Die Geschichte geht letztlich gut aus: Tobit wird von seiner Blindheit geheilt, Gott als Retter gepriesen. Rafael ist der Patron der Pilger, Reisenden und Augenleidenden.