Ausgabe: 2007/25, Politik, Fronten, Buch, Rohrhofer, Kirche
20.06.2007
Der politische Streit um eine Erinnerungstafel an Engelbert Dollfuß beim Nordportal des Linzer Doms 2005 gab den Anstoß. Mit der Geschichte dieser Tafel eröffnet Franz Rohrhofer sein eben erschienenes Buch „Fronten und Brüche“. Mit den Augen und Methoden des Journalisten beleuchtet Rohrhofer das dunkle Kapitel der österreichischen Geschichte von 1933 bis 1938. Der ermordete Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ist eine der Leitfiguren dieser Zeit gewesen. So einfach standen sich die Fronten allerdings damals nicht gegenüber, wie es heute oft dargestellt wird. Die „Brüche“ und unterschiedlichen Sichten gehen quer durch die jeweiligen Lager des Ständestaates, zeigt der Autor auf. Konkurrenz gab es auch innerhalb der Lager, zwischen Landeshauptmann Prälat Johann Hauser etwa und Bischof Johannes Gföllner. Viele Katholiken waren „nicht blind gegenüber der politischen Fehlentwicklung“, zitiert Rohrhofer die Historikerin Erika Weinzierl, sie „wahrten aber zum Teil mit schweren Gewissensbedenken die Loyalität gegenüber dem christlichen Ständestaat“. Rohrhofer schildert die Schlüsselpersonen der Epoche auch von der menschlichen Seite, etwa das Zerbrechen der Freundschaft zwischen den Landeshauptleuten Schlegel und Gleißner. Hintergrund: der Streit um das Demokratieverständnis. Gegenüber der Vereinnahmung durch den Ständestaat bündelte die Kirche ihre Vereine. Die „Katholische Aktion“ entsteht.
Franz Rohrhofer. Fronten und Brüche. Ständestaat und katholische Kirche 1933 – 1938. Wagner Verlag Linz 2007, 272 S., 135 Fotos , Euro 24,80.