Die Katholische Frauenbewegung (kfb) in der Diözese Linz wählte am 16. Juni Erika Kirchweger zur neuen Vorsitzenden. Sie folgt Maria Dürnberger nach, die fünf Jahre an der Spitze der kfb stand und aus familiären Gründen nicht mehr kandidierte. Die KirchenZeitung sprach mit der neuen Vorsitzenden.
Was motiviert Sie als Vorsitzende?
Kirchweger: Auf Pfarrebene arbeite ich ja schon lange in der Frauenbewegung. Ich lebe stark aus meinem Glauben an einen Gott, der es gut mit den Menschen meint, der mir in verschiedenen Bildern vor Augen steht. In Jesus Christus ist mir dieser Gott sehr nahe und gibt meinem Leben eine Richtung. Dieser Glaube setzt mich in Bewegung.
Warum gerade kfb?
Es ist die Freude, mit Frauen zu arbeiten. Ich erlebe die kfb als starkes Stück Kirche, die mit den Veränderungen der Zeit aktiv umzugehen versucht. Die Vielfalt von Frauen in der kfb und ihre anpackende Kraft faszinieren mich. Ich habe mir lange überlegt, ob ich diese Aufgabe annehmen soll und will. Die verschiedenen Möglichkeiten und Formen des Frau-Seins in unserer Zeit sind eine große Herausforderung. Es ist eine starke Motivation, dass mir so viele verschiedene Frauen zutrauen, für sie zu stehen.
Welche Akzente wollen Sie setzen?
Es geht darum, Frauen zu stärken und ihnen zuzumuten, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie sollen aus einem gerechten Selbstverständnis heraus das tun, was gut ist. Sie sollen den Lebensentwurf, den sie selbst leben wollen, wählen können, und nicht nur den, den die Gesellschaft von ihnen erwartet. Ich möchte Frauen dazu ermutigen, ihre Grenzen auszuloten und vielleicht manchmal zu weiten.Die kfb soll Frauen unterstützen in ihrer Lebenswelt in Beruf, Familie, in anderen Gemeinschaften, auch darin, in der Öffentlichkeit zu ihrem Glauben zu stehen, um so gut leben zu können.Die Vernetzung von Frauen mit unterschiedlichen Begabungen und Kompetenzen in verschiedenen Lebenswelten scheint mir wesentlich für eine Weiterentwicklung zu sein.
Die kfb ist Teil der Kirche. Wie sehen Sie das Verhältnis von kfb und Kirche?
Ich sehe insgesamt den Einfluss der Kirche in unserer Gesellschaft kleiner werden. Ich sehe aber auch die Bedürfnisse der Menschen nach Antworten auf grundlegende Fragen des menschlichen Zusammenlebens und nach den letzten Fragen des Menschseins. Spirituelle Sehnsüchte sind sehr spürbar. Die Kirche sehe ich in einzelnen Pfarren sehr lebendig. Die kfb als große Organisation möchte die Kirche auch mitgestalten. Ich weiß, dass wir dabei nicht alles erreichen können – aber dass es Schritte gibt, die man setzen kann.
Gibt es Dinge, vor denen Sie Angst haben?
Ich habe Respekt davor, wenn ich in heiklen Fragen wie etwa in der Ämterfrage auch bei vielen Frauen anecken werde. Aber das wird notwendig sein.
Worauf freuen Sie sich?
Auf die Begegnungen. Das habe ich schon in dem Jahr erlebt, in dem ich im Diözesanvorstand war. Bei Dekanatsleiterinnen-Schulungen zum Beispiel habe ich erlebt, wie viele kraftvolle Frauen es gibt.
ZUM THEMA
Erika Kirchweger unterrichtet in der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft in Kirchschlag. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Linz. Sie gehörte dem Leitungsteam der kfb in der Dompfarre an.
Maria Dürnberger
leitete die kfb fünf Jahre lang. In dieser Zeit wurde die kfb neu strukturiert. Ihre Erfahrung: Die Kirche muss sich um die vielen Ehrenamtlichen annehmen, denn das Ehrenamt stößt an Grenzen. Entsprechende Ausbildung und Begleitung werde notwendig sein. Und für die Frauenbewegung selbst sei wichtig, den Blick stark auf junge Frauen zu richten.
Als stellvertretende Vorsitzende wurde Irmgard Ganglmair wiedergewählt, Karina Mayr-Kern wurde erstmals in die Leitung gewählt.