Nicht zuletzt Öko-Boom und Klimaschutz sorgen in der Landwirtschaft für gute Stimmung
Ausgabe: 2007/27, Bauern, Öko, Stockinger, Energie, Landwirtschaft, Bio
04.07.2007 - Ernst Gansinger
Dreißig Jahre hat die Landwirtschaft in unseren Breiten unter einer Überschussproduktion gelitten, jetzt steigt die Nachfrage. – Das ist eine gute Nachricht für die Bauern.
Aber ist dies auch eine gute Nachricht für die Konsumenten? Denn es werden die Preise steigen. Bei Milch etwa sieht Stockinger seit Jahren wieder eine positive Vernunftspirale nach oben. Bisher habe gegolten: Wer gibt es billiger, wo ist der Geiz geiler. Milch kostet derzeit weniger als Bier oder Cola, obwohl die Kühe zweimal täglich gemolken werden müssen, die Milch tagesfrisch geliefert wird und immer gekühlt sein muss. Derzeit bekommen Bauern pro Liter Milch durchschnittlich 35 Cent, für Biomilch über 40 Cent. „Milch darf teurer werden.“ Es sei auch ein Hohn gewesen, dass für die Tonne Brotgetreide ein Preis von nur 90 Euro erzielt werden konnte und für gepresste Sagscharten das Dreifache!
Hohe Lebensmittelqualität. Stockinger ist überzeugt, dass der Konsument auch Vorteile haben muss. Der Appell, heimische Produkte zu kaufen, sei zu wenig. Geht es den Bauern gut, gehe es auch den Konsumenten gut, könnte man in Anlehnung an einen Wirtschaftskammer-Slogan formulieren, denn „unsere Bauern garantieren eine hohe Lebensmittelqualität, um die uns Europa beneidet“.
Landwirt als Energiewirt. Bei der heurigen Rieder Messe (1. bis 9. September, ab 5. September Landwirtschaftsmesse) wird die Landwirtschaft in der Sonderschau „ZukunftsLAND“ in die Zukunft blicken und Potenziale bei Energie, Grund- und Rohstoffen präsentieren. Österreichs Bauern werden immer in erster Linie Lebensmittel erzeugen, aber auch in anderen Segmenten gibt es Chancen, betont Stockinger. Im Forstbereich können zum Beispiel jährlich 400.000 Festmeter zusätzlich nachhaltig genutzt werden. 44.000 Hektar beträgt in Oberösterreich das Potenzial im Energiebereich, das sind 15 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. In Utzenaich startet dazu ein spannender Bioraffinerie-Versuch, bei dem aus Gras wertvolle Rohstoffe produziert werden, etwa für kompostierbare Plastiksackerl.
Bio-Bedarf. Die Welt, so Stockinger, stehe vor einem Öko-Boom. Auf der Stelle könnte Oberösterreich 600 bis 700 Biobauern zusätzlich brauchen. Herkunft und Regionalität sind ein Thema, an dem kein Konzern vorbeigehen kann. Im Mühlviertel wäre Bedarf für 100 bis 200 Biomilch-Umsteigebetriebe.
Zur Sache
Landwirtschaft OÖ
Betriebe. In unserem Bundesland gibt es etwas mehr als 36.500 landwirtschaftliche Betriebe. Diese Zahl ist nun relativ stabil. Lediglich die Kleinstbetriebe mit einer Fläche unter 10 Hektar werden noch weniger. Die Zahl der Höfe mit mehr als 20 Hektar Grund nimmt dagegen zu.
Produktion. Der Wert der landwirtschaftlichen Produktion betrug im vergangenen Jahr in Oberösterreich 1,26 Milliarden Euro, das ist knapp ein Viertel der österreichischen Landwirtschafts-Produktion
Tierhalter. Die Zahl der Tierhalter nimmt deutlich ab. In Oberösterreich gibt es 20.000 Rinderhalter, das sind gegenüber dem Jahr 2000 um 20 Prozent weniger. Die Schweinehalter verzeichneten in der gleichen Zeitspanne einen Rückgang um 38 Prozent auf 11.000 Betriebe.
Tiere. 1,16 Millionen Schweine, 592.000 Rinder, 45.000 Schafe und 13.500 Pferde werden in Oberösterreich als Nutztiere gehalten.
Milch. Die Milchwirtschaft verlagert sich in die Grünlandregionen, „was agrarpolitisch sehr wünschenswert ist, weil unsere Wiesen nur über den Rindermagen verwertet und zu Lebensmitteln veredelt werden können“ (Grüner Bericht).