Mariazell – das ist kein Wallfahrtsort der „Sensationen“. In seiner Nüchternheit ist er geprägt vom benediktinischen Geist „Bete und arbeite“. Und dennoch ist es ein Ort, der vielen Menschen zur Heimat wurde.
Der gegenwärtige Papst ist ein großer Verehrer des hl. Benedikt von Nursia, dem Vater des abendländischen Mönchtums. „Ora et labora“ – „Bete und arbeite“ ist das Leitwort der benediktinischen Regel. Vor 850 Jahren haben Mönche aus dem Stift St. Lambrecht Mariazell gegründet und seither hier eine feste Bleibe gefunden.
Für die Menschen. Am Anfang der Gründung war nicht einmal ein Wallfahrtsort beabsichtigt, allein die geografischen Bedingungen würden schon dagegen sprechen, abseits von den großen Straßen. Und doch führen heute so viele Wege hierher. Am Anfang war die Zelle der Mönche, das Beten der Mönche, das Tun der Mönche. Kult und Kultur, Wissen, Weisheit und Erziehung, Wirtschaft und Lebensgrundlagen – das alles nicht zur Erbauung der eigenen Frömmigkeit, sondern im Blick auf die konkreten Menschen in der konkreten Zeit. Mit Hilfe der Mönche wurde im Mariazeller Land gerodet, in Gusswerk Erz gegossen und in Halltal Salz abgebaut.
Normal und offen. Mariazell ist kein spektakulärer Wallfahrtsort, er kennt keine Erscheinungen, keine zeitungsfüllenden Wunder, keine Sonderreligiosität und keine Gruppen, die nur für sich diesen Ort gepachtet hätten. Mariazell ist eigentlich so „normal“, dass diese Normalität allein schon für das benediktinische Erbe spricht. Benediktiner haben sich nie hinter den Klostermauern versteckt. Und dass ihre Gastfreundschaft auch die Besucher aus anderen Religionen nicht ausgrenzt, sondern behutsam mit hineinnimmt in das christliche Feiern an diesem Ort, ist die Herausforderung von heute und morgen.
Benediktinischer Geist. Vielleicht ist es gerade diese benediktinische Prägung von Mariazell, die Symbiose von Glaube und Kultur, von Kontemplation und Aktion, die diesen Flecken Erde zu einem gesegneten Land macht, zu einem Ort, an dem es auch den Papst zurückzieht, wie seine spontane Zusage, zum Jubiläum als Pilger nach Mariazell zu kommen, belegt.