Der Hauptreferent Dr. Ronald Mundhenk, Dr. David Vyssoki (Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Wien), Dipl.PAss. Sigrid Rockenschaub (katholische Seelsorgerin am Wagner-Jauregg-Krankenhaus), Stephanus Binder (Psychiatrie-Betroffener) und Mag. Hans Würzburger (EXIT-sozial). V. l. n. r. Foto: KIZ/fmg.
„Jede Art von Begegnung hat heilsame Konsequenzen“, meinte der Krankenhausseelsorger Dr. Ronald Mundhenk vom Psychiatrium Heiligenhafen in Norddeutschland. Von dieser Zuwendung statt des häufigen Abwendens von psychisch kranken Menschen war bei einer Veranstaltung zum Stimmenhören vielfach die Rede.
Wo ist Gott in der Psychiatrie? Kommt er überhaupt vor? – Dies war Mundhenks Eingangsfrage zur Diskussion „Stimme Gottes – Psychiatrie und Religion“ am 12. September im Ursulinenhof Linz. EXIT-sozial und KirchenZeitung haben dazu gemeinsam eingeladen. Anlass war der Welttag „Stimmenhören“ am 14. September (siehe auch KIZ Nr. 34). Selten wird in einer Atmosphäre der Abgrenzung und der Meidung wahrgenommen, wie sehr der Glaube in der Psychiatrie helfen kann, führte Mundhenk aus. Bei psychisch kranken Menschen zeige sich der Glaube oft weniger verschämt. Und: „In Initialstadien der Psychose sind religiöse Vorstellungen besonders häufig.“ Die Stimmen aber können über Jahre bleiben. „Ist Stimmenhören pure Spinnerei oder haben sich die letzten Propheten unserer Zeit ausgerechnet in die Psychiatrie verzogen?“ fragte Mundhenk. Die Berichte und Zeugnisse des Abends deuten jedenfalls eher auf ein Ja denn ein Nein hin. In der Psychiatrie habe er, Mundhenk, sehr viel echte Frömmigkeit gefunden. Menschen, deren Glauben ganz wunderbar ist. Er plädierte dafür, das prophetische Potenzial psychisch kranker Menschen wahrzunehmen.
Gute und böse Stimmen. Betroffene, wie Stephanus Binder am Podium, berichteten über ihren Umgang mit den fremden Stimmen in ihnen, gute und auch böse Stimmen, die sie akzeptieren lernten. Und sie sprachen über den Umgang, den sie sich in psychischen Krisen wünschen: „Keine Diagnose hat mich gesund gemacht. Gesund hat mich gemacht, wenn jemand mit mir spricht“, sagte Stephanus Binder, der etwa fünfzig Mal in psychiatrischer Behandlung war.
Zur Sache
Hilfen
Im Rahmen von EXIT-sozial ist das Netzwerk Stimmenhöreneine Selbsthilfegruppe von und für Menschen, die Stimmen hören. Die Gruppe trifft sich - jeden zweiten Mittwoch im Monat, - ab 18 Uhr, - im Psychosozialen Zentrum, Wildbergstraße 10 a,4040 Linz.
An diesen Tagen werden von 18 bis 19 Uhr von EXIT-sozial Mitarbeiter/innen auch Beratungen für Betroffene, Angehörige und Professionisten angeboten.