Brasilien-Missionar P. Jose Hehenberger über die Straßenkinder und sein Gotteslob
Ausgabe: 2007/39, Hehenberger, Brasilien, Missionar, Straßenkinder, Biodiesel, Preisträger, Sei so frei
03.10.2007
- Josef Wallner
Das Wirtschaftswachstum Brasiliens ist beeindruckend. Doch die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung spürt davon nichts. Ihnen gilt der Einsatz des gebürtigen Oberösterreichers P. Jose Hehenberger.
Kinder von landlosen Bauern, Kinder von alkoholabhängigen Eltern, Kinder, für die das Essen zu Hause nicht reicht – für unzählige dieser Kinder wird die Straße zum Ort, wo sie um das Überleben kämpfen. So auch in Jacobina im Nordosten Brasiliens, wo P. Jose Hehenberger seit mehr als dreißig Jahren als Priester wirkt. Für diese jungen Menschen setzt er sich mit seiner ganzen Energie ein. Gesundheitszentrum, Schule, Wohngemeinschaften: Wo er nur kann, nimmt er sich der Straßenkinder an. Denn er hat mit den jungen Menschen viel vor: „Entscheidend ist, dass wir die Jugend befähigen, eine neue Gesellschaft aufzubauen.“ Sein Engagement sieht er ganz auf der Linie des Evangeliums: „Das Leben fördern – das ist Gottes Programm.“
Zwei Arten von Bekehrung. Gott steht in Brasilien hoch im Kurs. Bilder von Priestern, die mit ihren Gottesdiensten Stadien füllen, gehen um die Welt und erregen im Europa der leeren Kirchenbänke ungläubiges Staunen. P. Jose bremst die Begeisterung: „Es gibt emotionale Bekehrungen zu tausenden, aber ganz wenige soziale Bekehrungen.“ Unter sozial Bekehrten versteht er Menschen, die bereit sind, gerecht zu handeln, zum Beispiel Angestellte so zu entlohnen, dass sie von ihrem Einkommen auch leben können. Wie schwierig das zu verwirklichen ist, erfährt er als Abt des Klosters Jequitiba mit seinen Angestellten am eigenen Leib. „Das wirtschaftliche System in Brasilien baut auf Ausbeutung auf, das zu durchbrechen braucht Kraft.“ Die holt sich der Zisterziensermönch in Meditation und im gemeinsamen Chorgebet. Das Gotteslob steht in seiner Ordenstradition und für ihn an erster Stelle, doch das schließt den Dienst an den Menschen mit ein: „Das höchste Gotteslob besteht darin, den Menschen zu helfen, dass sie ihr Leben in Würde gestalten können.“
Biodiesel macht nicht satt. Ob die derzeitige enorme weltweite Nachfrage nach Zuckerrohr und Pflanzen, aus denen man Biodiesel gewinnen kann, den Kleinbauern Brasiliens hilft, bezweifelt P. Jose. Die Kleinen werden davon nicht profitieren, vor allem wird das Ernährungsproblem damit nicht gelöst. Die Ökologisierung im Verkehr unterstützt er, doch: „Es muss das Essen, nicht das Auto an erster Stelle stehen.“
Information
Romero-Preisträger
Die Katholische Männerbewegung Österreich zeichnet P. Jose Hehenberger mit dem Romero-Preis 2007 aus. Die Verleihung findet am 30. November 2007 in Klagenfurt statt. P. Jose wird von Mitte Oktober bis Mitte Dezember in Österreich sein und in Schulen und Pfarren von seinem Leben in Brasilien erzählen.
Aktion SEI SO FREI
Dieser Ausgabe der KirchenZeitung liegt ein Erlagschein der Aktion SEI SO FREI der Katholischen Männerbewegung bei, die die Arbeit von P. Jose Hehenberger seit mehr als einem Jahrzehnt unterstützt.