Prof. Hermann Knoflacher, Verkehrswissenschaftler an der TU Wien und DI Klaus Mittermayr, Projektleiter des Westrings. Fotos: Privat.
Aufgrund des stark steigenden Verkehrsaufkommens in Linz gebe es keine Alternative zum Westring, meint DI Klaus Mittermayr von der ASFINAG. Für Verkehrsplaner Prof. Hermann Knoflacher ist die neue Autobahn keine Lösung für die Verkehrsprobleme in Linz.
Montagmorgen auf der Waldeggstraße in Linz. Zähflüssig schiebt sich der Autoverkehr Richtung Stadtzentrum. Die Strecke ist überlastet, besonders im Berufsverkehr in der Früh staut es regelmäßig – nicht nur an Montagen. In rund zehn Jahren soll das anders sein. Unterhalb der Waldeggstraße entsteht der südliche Teil des Autobahnrings.
Westring im Pfarrgebiet von St. Konrad. Die Waldeggstraße gehört zum Gebiet der Pfarre Linz-St. Konrad, die – so wie Linz-Christkönig – direkt vom Westring betroffen ist. In offener Bauweise wird ein Tunnel von der Westbrücke bis zum Bahnhofsknoten führen (siehe „Zur Sache“ rechts). Am Anfang der Planungen hat es deswegen zum Westring kritische Stimmen in der Pfarre gegeben, weiß Pfarrer Dr. Walter Wimmer. Eineinhalb Jahre bevor die Bauarbeiten beginnen, sorgt das Projekt mittlerweile aber für wenig Aufregung in der Pfarre am Froschberg, zumindest bei den „aktiven“ Pfarrmitarbeiter/innen. Einer von ihnen, Georg Keimelmayr, meint dazu: Die Waldeggstraße liegt am Rande der Pfarrgemeinde. Es betrifft die Pfarre offen gesagt nicht so“, so Keimelmayr.
Umlenkung der Verkehrsströme. Interesse am Westring ist dennoch da: So gab es in St. Konrad im Frühjahr eine Infoveranstaltung. DI Klaus Mittermayr, Westring-Projektleiter von der ASFINAG, hat den Senioren in der Pfarre „das Projekt gut und sachlich vorgestellt“ (Keimelmayr). „Der Westring bringt viele positive Effekte“, sagt DI Klaus Mittermayr auf KirchenZeitungs-Anfrage. „Die Verkehrsströme werden umgelenkt, was eine große Entlastung für die innerstädtischen Straßen bringt“, so Mittermayr. Der Kritik, dass die neue Autobahn erst recht mehr Verkehr nach Linz ziehe, hält er Verkehrsprognosen entgegen: „Der Verkehr steigt mit oder ohne Westring stark an“. Der Verkehrstechniker der ASFINAG hat, selbst am Froschberg wohnend, keine Bedenken, dass sich die Umweltsituation für Anrainer verschlechtert.
Antiquierte Lösung. Kritik am Westring kommt von Prof. Hermann Knoflacher, Vorstand des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien: „Der Westring ist eine Investition gegen die Zukunft und eine antiquierte Lösung für mehr Verkehr in Linz.“ Statt immer mehr „Fahrbahnen“ zu bauen, solle der öffentliche Verkehr, der in Linz ganz ordentlich sei, weiter ausgebaut und gefördert werden.Mehr Fußgängerzonen, verteuertes Parken in der Linzer Innenstadt sind weitere zentrale Lösungsansätze, um den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren. Knoflacher spricht sich gegen eine rein an Prognosen ausgerichtete Verkehrsplanung aus. Diese seien vielmehr eine Warnung, auf die man reagieren müsse: und zwar so, indem man eine weitere Steigerung beim Verkehrsaufkommen verhindert.
Zur Sache
Westring
Am Westring soll ab dem Jahr 2009 gebaut werden. Allein die Kosten für den 4,3 Kilometer langen Südabschnitt der A26, der von der Westbrücke bis zur Anschlussstelle Donau-Nord inklusive der Errichtung einer vierten Brücke reichen soll, beziffert die ASFINAG mit netto rund 403 Mio Euro. Gestartet wird bei den Bauarbeiten mit der vierten Donaubrücke inklusive Tunnel bis zum Bahnhof. Darauf folgt die Unterflurtrasse Waldeggstraße und der Nordteil (Ringschluss mit A7 Mühlkreisautobahn). Die Stadtparteien der SPÖ, ÖVP und FPÖ sprechen sich für den Westring aus, die Grünen sind gegen den Bau des neuen Autobahnabschnitts.
Die Hälfte der 90.000 Pendler kommen aus dem Mühlviertel. Wer im Oberen Mühlviertel wohnt und in Linz arbeitet, muss sich fast zwangsläufig durch die Rudolfstraße kämpfen. Bei der Entlastung durch den Westring wird dieses Nadelöhr in Urfahr angeführt. Die Rudolfstraße sollen mit der neuen Autobahn statt bisher 37.500 Fahrzeuge täglich nur noch 26.200 pro Tag passieren.