Ausgabe: 2007/41, Frauenkommission, Bischof, Schwarzbauer-Haupt, Fragen, Beratung, Frauen
10.10.2007 - Josef Wallner
Dorothea Schwarzbauer-Haupt ist Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz, dem Beratungsgremium des Bischofs in Frauenfragen. Zum zehnjährigen Bestehen des Gremiums zieht sie Bilanz und weist auf die offenen Fragen hin, die die Kommission – mit langem Atem – bearbeitet.
In welchen Fällen bittet der Bischof die Frauenkommission um Beratung? Schwarzbauer-Haupt: Bischof Schwarz hat von sich aus noch keinen Rat erbeten, da er die Frauenkommission aus Wien nicht gekannt hat. Aber wir gehen natürlich auch den umgekehrten Weg, dass wir Frauenanliegen an den Bischof herantragen.
Was bringen sie ins Gespräch? Zum Beispiel haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass in Enns-Lorch die traditionelle Bezeichnung 40 Gefährten des heiligen Florian nicht stimmt. Es waren Männer und Frauen, die zur Gemeinde von Lorch gehörten. Bei allen Führungen und in allen Broschüren wird nun von den Märtyrerinnen und Märtyrern von Lorch gesprochen. Ein kleiner, aber nicht unwichtiger Erfolg unserer Arbeit, über den wir uns freuen. Ein großes Anliegen, dass wir Frauen in der Diözese zum Thema machen, ist die Seelsorge aus Frauensicht. Das weite Thema auf einen Nenner gebracht heißt: Frauen wollen nicht bevormundet, sondern begleitet werden.
Was waren Höhepunkte in den zehn Jahren Frauenkommission? Das war das Gleichstellungsprojekt der Diözese Linz, das wesentlich die Handschrift der Frauenkommission trägt. Dabei wurden zum Beispiel Frauen ermuntert und befähigt sich für Spitzenpositionen zu bewerben. Ein Ergebnis bestand darin, dass Führungsaufgaben auch in Teilzeit möglich sein sollen. Und wir machten die erfreuliche Erfahrung, dass von diesen Möglichkeiten ebenso die Männer profitierten. Für dieses Projekt haben wir viel Anerkennung erhalten, unter anderem vom Management der Voest.
In innerkirchlichen Fragen zeigt sich aber weniger Bewegung ... Wir engagieren uns dort, wo wir etwas bewegen können. An der Basis geht viel weiter, auch in der Liturgie. 70 Prozent der Wortgottes-Feiern werden von Frauen geleitet. Auch wenn auf amtskirchlicher Ebene die Öffnung der Weiheämter für Frauen nicht in Sicht ist, auf der Ebene der Pfarren wird die seelsorgliche Kompetenz der Frauen immer mehr geschätzt. Das Leben wächst weiter und im Einsatz der Frauen erkennen die Gemeinden auch die Berufung von Frauen. Berufungen lassen sich nicht unterdrücken: So war die heilige Theresa von Lisieux überzeugt, dass sie zur Priesterin berufen ist. Sie ließ sich die Haare wie ein Priester schneiden – aus Trauer und aus Protest darüber, dass sie nicht Priesterin werden konnte.
Was sollte zum 20 Jahr Jubiläum der Frauenkommission verwirklicht sein? Dass es Diakoninnen gibt und dass Frauen in der Seelsorge selbstverständlich sind.
- Das gesamte Interview (zu weiteren Fragen wie die frauengerechte Sprache in der Liturgie) finden sie unter www.kirchenzeitung.at
Zur Sache
Frauenkommission
Die Frauenkommission der Diözese Linz ist das Beratungsgremium des Bischofs und vertritt alle Frauen der Diözese, die kirchlich organisiert sind. Die Frauenkommmission zählt 24 Mitglieder. Vertreterinnen von 18 Gruppierungen sind darin vereinigt: von den Pfarrhaushälterinnen bis zu Theologinnen, von Journalistinnen bis zu Ordensfrauen. Die kath. Frauenbewegung mit mehr als 50.000 Mitgliedern ist die größte Organisation innerhalb der Frauenkommission. Vorsitzende der Frauenkommission ist zurzeit die Theologin Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Mag.a Sonja Riha ist die Frauenbeauftragte der Diözese. In sechs österreichischen Diözesen bestehen Frauenkommissionen, keine gibt es in Wien, St. Pölten und Gurk-Klagenfurt.