„Die Freude ist in der ganzen Diözese spürbar”, meinte Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz zur Seligsprechung von Franz Jägerstätter, die am Nationalfeiertag, 10 Uhr, im Linzer Mariendom stattfinden wird. Die Katholische Männerbewegung hielt im Vorfeld ihren Diözesantag zum Thema „Zivilcourage”.
Dass Oberösterreich nach dem hl. Florian nun mit Franz Jägerstätter auch einen „Seligen der Zivilcourage“ erhält, unterstrich Landshauptmann Josef Pühringer beim KMB-Diözesantag am 20. Oktober im Bildungshaus Puchberg. Die Männerbewegung hat Zivilcourage als Jahresschwerpunkt gewählt. Der ehemalige Grazer Bürgermeister Alfred Stingl brachte als Festredner beim Diözesantag zur Sprache, was Zivilcorage im heutigen politischen Handeln bedeutet. Generell geht es dabei darum, sich für mehr als nur für sich selbst verantwortlich zu wissen, betonte der über Parteigrenzen hinweg geschätzte ehemalige Grazer Stadtchef.
Konsens statt Konfrontation. Gerade am Beispiel der Zuwanderung könnten Politiker Zivilcourage zeigen, indem sie anstelle der Konfrontation den Konsens suchen. So sollten die Erfahrungen etwa von Caritas und Diakonie verstärkt in den politischen Prozess in diesen Fragen einbezogen werden, meinte Stingl. „Politik kann nicht eine Politik gegen Menschen sein“, meinte er, und daher dürfe man nicht davor zurückscheuen, eventuell auch bestehende Rechtsgrundlagen zu korrigieren.Letzteres macht der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung, Franz Gütlbauer, für die Kirche selbst geltend, wenn er meinte: „Auch kirchliche Vorschriften haben sich nach den Bedürfnissen der Menschen zu richten – diese haben Anspruch auf Eucharistie und priesterliche Begleitung.” Für die KMB wären verheiratete und weibliche Priester, vor allem für die Jugend, denkbar.
„Wenigstens einmal nachdenken.” Alfred Stingl wünscht sich von Politikern mehr Mut zum Kompromiss. Als eine politische Untugend sieht er den „Reflex“ an, wonach der Vorschlag einer anderen Partei automatsich einfach abgelehnt wird. „Wenigstens einmal darüber nachdenken sollte man – die Bevölkerung würde es lohnen“, meint Stingl. Der jungen Generation müsse man zeigen, dass Politik kein hässliches Gesicht haben muss und dass es besser ist, mitzugestalten und mitzubestimmen, als über sich bestimmen zu lassen.
Zur Sache
Seligsprechung – Fest der Nachdenklichkeit
Am 26. Oktober 2007 wird im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes (10 Uhr) im Linzer Mariendom Franz Jägerstätter, der Martyrer und Familienvater, seliggesprochen (Liveübertragung in ORF 2, 3sat und BR). Eine Reihe von Veranstaltungen begleiten dieses für die Diözese Linz einzigartige Ereignis.
Jägerstätter-Ausstellung. Trotz aller Kontroversen, die der Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter bis heute auslöst – sein Eintreten für Gesinnungsfreiheit ist aktueller denn je, betont Landeshauptmann Josef Pühringer. Im Linzer Ursulinenhof erinnert eine Ausstellung (bis 4. November 2007) an die wichtigsten Lebensstationen Jägerstätters. Informationen zu Jägerstätter werden auch über den Education Highway abrufbar sein.
Dokumentation im Diözesanarchiv. Das Diözesanarchiv (im Linzer Priesterseminar) zeigt in einer kleinen Schau bis 30. November 2007 (werktags von 8 bis 16 Uhr) den Weg von der Aufhebung des Gerichtsurteils bis zum Dekret über das Martyrium von Franz Jägerstätter.
Ostermiething. Am 27. Oktober 2007 (20 bis 24 Uhr) findet in der Pfarrkirche Ostermiething eine lange Nacht der Musik, des Tanzes und des Gebetes statt: mit Bischof Manfred Scheuer, Schülern aus Ostermiething und Gruppen aus Italien, der Schweiz, Frankreich, England, Deutschland und den USA. Ein musikalischer Höhepunkt wird die Aufführung der Komposition „Ikone Franz Jägerstätter“ von Werner Pelinka sein (21 Uhr). Um 22 Uhr singt die Sopranistin Sabine Zaunschirm klassische Lieder.
Festmesse in St. Radegund. Am 28. Oktober 2007 wird um 10 Uhr die erste Messfeier zu Ehren des seligen Franz Jägerstätter gefeiert.