Die Ursprünge der Anrede liegen im Dunkeln. So nach und nach hat sie sich durchgesetzt und ist nun allgegenwärtig: „He, Alter!“ Es war eines der ersten Worte, das ihr Sohn schon nach den ersten Tagen im Kindergarten mit „nach Hause gebracht“ hat, erzählt eine Arbeitskollegin. Natürlich gibt es Schlimmeres, aber man staunt nicht schlecht, wenn ein Vierjähriger einen Satz mit „He, Alter“ beginnt. Sitzt man in der Früh im Bus, schwirren die „He, Alter“ durch die Gangreihen. Kaum ein Gespräch, das nicht so anfängt. Auch wenn zwei Mädchen miteinander reden. Die weibliche Form scheint sich einfach nicht durchzusetzen. Natürlich weiß ich hundertmal, dass die Anrede „He, Alter“ sich nicht auf die Anzahl der Lebensjahre bezieht. Aber ein ganz klein wenig zucke ich trotzdem zusammen, wenn eines meiner Kinder eine Erzählung mit „He, Alter“ einleitet. Ich brauche zwar nur den Bruchteil einer Sekunde, um mir klarzumachen, dass nicht mein Alter angesprochen ist, doch allzu sehr sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen. Der Weg von der Redewendung zur Realität ist kurz. Wenn die Kinder dann hinzufügen „He, Alter, des is cool“, bin ich wieder beruhigt. Denn ich weiß: Im Leben kommt es nicht auf das Alter, sondern auf das „Cool-sein“ an.