In Schlägl konnte sich die Leitung des Prämonstratenserordens am 13. November beim „Doppelbock-Anstich” entspannen. Links: Generalabt Thomas Handgrätinger, rechts Abt Martin Felhofer.
Ob es um das Bierbrauen, die Waldwirtschaft, um den Umgang mit den Angestellten oder um die Gemeinschaft geht. Im Prämonstratenser Chorherrenstift Schlägl steht über allem ein Begriff. Nachhaltig muss es sein.
Der Anstich des Weihnachts-Doppelbocks der Stiftsbrauerei Schlägl ist ein jährlicher Höhepunkt für die Mitarbeiter und Freunde des Stiftes. Gäste aus aller Welt waren heuer am 13. November im Schlägler Vereinshaus dabei, tagte doch letzte Woche der Rat des Generalabtes des Prämonstratenserordens im Stift. Schlägl ist sowohl aufgrund seines Mitgliederstandes als auch wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung eine Stütze für den Orden, betonte Generalabt Thomas Handgrätinger der KirchenZeitung gegenüber. Die einzelnen Häuser des Prämonstratenserordens werden in aller Welt selbstständig geführt. Wo es Probleme – etwa wegen des niedrigen Standes an Chorherren gibt – wird gemeinsam beraten und auch geholfen. Der Orden legt aber Wert auf die regionale Verankerung seiner Häuser. Um Lösungen zu finden, wird gemeinsam überlegt, letztlich müssen diese Lösungen aber doch mit den Kräften der eigenen Region gefunden werden. Sie müssen ja auch ihre Lebensfähigkeit auf Dauer selbst beweisen.
Offen für Zusammenarbeit mit Diözesen. Verständnis äußert Handgrätinger für den Wunsch von Bischöfen, Ordensseelsorger noch stärker in die Personalkonzepte der Diözesen einzubeziehen – ihnen also noch mehr Pfarren zur Seelsorge zu überantworten. Solche Wünsche müssten aber ihre Grenze dort haben, wo die Substanz der Ordensgemeinschaft selbst in Gefahr gerät. Das Prinzip der Nachhaltigkeit gilt, meint Handgrätinger, nicht nur für das Wirtschaften der Stifte, sondern ebenso im Blick auf die Chorherrengemeinschaft selbst. „Wir dürfen die Mitte nicht verlieren“, betont er. Manchmal sei sogar beides möglich: sowohl die Kooperation mit einer Diözese als auch die Zusammengehörigkeit im Orden zu vertiefen.
Seit 800 Jahren. Den Bieranstich nutzte das Stift, um der Öffentlichkeit sein Nachhaltigkeitskonzept zu präsentieren. „Einem Stift, das seit fast 800 Jahren besteht, kann man als Unternehmensberater eigentlich keine Ratschläge in Nachhaltigkeit mehr geben, da kann man nur selbst etwas lernen“, meinte Univ.Prof. Dr. Dietmar Kanatschnig. Er hat das Stift auf dem Weg zur Nachhaltigkeit begleitet. Der beim Fest vorgelegte Nachhaltigkeitsbericht zeigt auf, was gelungen ist. Eine der wesentlichen Säulen ist die Verankerung der Stiftsbetriebe in der Region.Kämmerer Mag. Markus Rubasch konnte sich über die Erfolge freuen, etwa dass ein Schlägler Bier zum dritten Mal hintereinander zum besten Bier Österreichs erklärt wurde. Abt Martin Felhofer überlässt an diesem Festtag die „Arbeit“, nämlich das Anschlagen des Fasses, dem Generalabt. „Wertschöpfung” sagt er, bedeutet in einem Stift immer auch, aus den christlichen Werten zu schöpfen. Sogar beim Bier. Im Fass steckt Freude und es ist ein Symbol der Gemeinschaft, meint der Abt – aber alles in Maßen.