Da lädt sich die Kultur-TV-Lady einen Gast ein und bevor sie ihn richtig vorstellt, – wir erhaschen leider nur einen kurzen Blick auf ihn –, dürfen wir uns einen Film über Herrn X. anschauen. Im Beitrag wird uns Herr X. vorgestellt. Er sagt zwei Sätze. Der Film endet. Die Moderatorin übernimmt. Sie begrüsst den Gast im Studio ein zweites Mal. Lässt ihn drei Sätze sagen. Bevor er richtig ausholen kann und sich warm läuft, verlässt ihn die Moderatorin abrupt mit ihrem Blick, sie starrt uns an und teilt uns mit, „dass wir da noch eine kleine Einspielung vorbereitet haben, in die wir noch kurz reinschauen“. Herr X. macht den Mund auf, doch ... Nein! Die TV-Lady hat noch einen Buchtipp, die Kamera zieht schnell an Herrn X. vorbei. Der arme Gast sitzt also eine halbe Stunde im Studio und ist so uninteresssant wie die Zeitung von gestern. Ja, was lädt die gute Frau Herrn X. denn ein, wenn sie nicht mit ihm reden will! Warum schenkt sie ihm nicht einfach ein bißchen Aufmerksamkeit? Die brauchen wir doch alle! Nicht auszudenken, welch’ Vorbildwirkung diese TV-Gesprächskultur für das Alltagsleben haben kann: Stellen Sie sich vor, sie müssen jedes Gespräch mit Bildern, Filmchen & Guzzis auflockern, damit ihr Gegenüber ganz Ohr ist?