„Glück ab, gut Land!“ – Die Worte hörte man am 11. September 2016 am Segelflugplatz Linz-Ost oft. Etwa 150 Menschen feierten ein besonderes Fest: Zum siebten Mal lud die Union-Flugsportgruppe Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen ein, segelnd in den Himmel aufzusteigen.
Ausgabe: 2016/38
20.09.2016 - Ernst Gansinger
Der Obmann der Flugsportgruppe, Harry Kopecek, stellte in seiner Begrüßungsrede den Segelflugsport vor: „Wir fliegen wie der Storch, der von Afrika zu uns herauffliegt. Ohne Flügelschlag nutzt er die Thermik.“ Ohne Treibstoff, nur zum Starten – Hochziehen am Seil – wird ein bisschen einer benötigt, segeln die Flugzeuge auch über weite Strecken. Etwa in die Schweiz, nach Dresden oder Südtirol. So weit ging’s letzten Sonntag natürlich nicht.
Wie der Storch
Etwa zehn Piloten in mehreren Segelflugzeugen bescherten den 40 Kindern und Jugendlichen das Erlebnis von rasantem Aufstieg, schwerelosem Schweben über Donau und Hafengelände und dem Gleittflug beim Landen. Das Ergebnis war eine Riesen-Begeisterung – oder wie es Harry Kopecek zum Start der Veranstaltung nannte: mehr Gaudi als beim Urfahraner Markt –, sprachloses Staunen und der Wunsch, auch nächstes Mal wieder dabei sein zu können. Oder wie es Sport-Landesrat Michael Strugl ausdrückte, der ebenfalls einen Kurzflug machen konnte: „Es war geil.“
Laut und still, jeder genießt anders
„Großer Adler“, ruft eine jugendliche Teilnehmerin mehrmals einem der startenden Segelflugzeuge begeistert nach. Es rauscht gehörig, als dieser von der Seilwinde mit 110 km/h hochgezogen wird. Nachdem das Seil ausgeklinkt ist, zieht der Vogel majestätisch und schweigsam seine Kreise am Himmel. Schweigsam war es nicht in jeder Pilotenkabine; viele jubelten ihr Glück hinaus. Und nach dem Landen stiegen sie mit strahlenden Gesichtern aus. Nicht alle waren in der Lage, gleich Kommentare abzugeben, als die Eltern und Freunde und Medienleute fragten: Wie war es? Von denen, die es konnten, war immer auch das Wort „super“ zu hören. Etwa von Lukas aus Bad Leonfelden: „Super war’s.“ Und als er es sagt, strahlt er nach innen und nach außen. Er ist noch ganz im Flugerlebnis, beim Start und beim Landeanflug über der Donau. „Super“, wiederholt er.
45 Helfende
Es war erneut eine ganz besondere Veranstaltung. Etwa 45 Helfenden ist sie auch heuer wieder zu verdanken gewesen – sie grillten, machten Kaffee, brachten Kuchen mit, betreuten die Kinder und Jugendlichen, organisierten den Ablauf, pilotierten die Flugzeuge, sorgten für die Flugzeug-Betreuung am Boden ... Die Union-Flugsportgruppe hatte heuer im Mai für ihr nun schon seit vielen Jahren anhaltendes Engagement den Solidaritätspreis der KirchenZeitung bekommen. In Zusammenarbeit mit Union No Limits und dem Verband der Querschnittgelähmten erleben seit sieben Jahren dank dieser jährlichen Initiative Kinder und Jugendliche mit Handicaps, wie es ist, schwerelos zu gleiten.
Jeder hat ein Handicap
Für Obmann Harry Kopecek ist die Freude der Gäste seiner Flugsportgruppe das schönste Geschenk. „Im Grund hat jeder eine Einschränkung“, sagt er. „Und käme ein Außerirdischer und fliegt ohne Hilfe, dann erlebe ich, dass ich, auch wenn ich Triathlon trainiere, vieles nicht kann“, sagt er seinen Gästen. Nicht die Behinderung sei das Thema, sondern wie wir damit umgehen. Und als er mit dem Rad über die lange Piste zum Startplatz fährt, beantwortet er mir, was „No Limits in the Air“ für ihn bedeutet: „Es ist ein Super-Lernprozess für uns alle. Früher habe ich nicht gewusst, wie ich mit behinderten Menschen umgehen soll. Jetzt ist es so selbstverständlich. Wir haben miteinander die gleiche Freude.“