Glaube mit heiterem Gesicht – ein Reihe von Josef Dirnbeck, 2. Teil
Ausgabe: 2008/02, Brille Gottes, Himmel, Dirnbeck, Glaube mit heiterem Gesicht, Herz, Kindermund, Das Buch von den Engeln
09.01.2008
Vom Himmel kann man nichts sagen oder sehen – oder doch?
Der kleine Horst kommt von der Schule nach Hause und wundert sich, dass ihm diesmal seine Schwester das Mittagessen serviert. „Wo ist denn die Mutti?“ fragt er. „Ach, die ist heute beim Frauenarzt“, klärt die ein paar Jahre ältere Ingrid ihren Bruder auf. „Weißt du, sie muss einen Schwangerschaftstest machen.“ „Ui“, sagt Horst. „Hoffentlich sind die Fragen nicht zu schwer!“
Kindermund. Wenn sich Kinder zu Fragen äußern, die ihre Erfahrungswelt übersteigen, sind kuriose Pointen vorprogrammiert. Die schönsten von ihnen landen dann auf den Witzseiten unter der Rubrik „Kindermund“. Aber wenn es um Dinge geht, die unsere irdische Erfahrungswelt übersteigen, sind wir alle wie Kinder. Allerdings sind wir uns nicht immer bewusst, dass und wie sehr wir da wie die Blinden von der Farbe reden. Sogar hochgelehrte Theologen tun manchmal so, als würden sie den Himmel so gut kennen wie ihre Westentasche, aber in Wirklichkeit bleibt er auch ihnen so fremd wie dem kleinen Horst die Welt der Gynäkologie.
Die Grenzen. Schon viele Menschen haben über das Problem nachgedacht, wie weit es angesichts der Begrenztheit der menschlichen Erkenntnis überhaupt möglich ist, sich über jenseitige Dinge Vorstellungen zu machen, die nicht das Prädikat „völlig kindisch“ verdienen. Einer von denen, die darüber nachgedacht haben, war der Apostel Paulus. Er ist zum Schluss gekommen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, in jenseitigen Dingen klar zu sehen, solange wir selber uns noch nicht im Jenseits befinden. Folglich müssen wir uns hier auf dieser Welt eben mit vorläufigen und unzureichenden Einsichten begnügen und geduldig auf den Tag warten, an dem uns die Augen aufgehen.
Von Angesicht. Im ersten Korintherbrief hat der Apostel das Ergebnis seines Nachdenkens mit folgenden Worten formuliert: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.“ (1. Brief an die Korinther 13,11–12).Der andere Weg. Ein anderer, der darüber nachgedacht hat und zum gleichen Schluss gekommen ist, war der französische Dichter Antoine de Saint-Exupéry. Seine Formulierung des gleichen Tatbestandes lautet: „Das Wesentliche bleibt für die Augen unsichtbar.“ Aber so schlimm, wie es aussieht, ist es auch wieder nicht. Denn es gibt einen Weg, das, was wesentlich ist, auf andere Weise wahrzunehmen als mit den Augen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, heißt es in der Erzählung vom Kleinen Prinzen. Mit dem Herzen sehen, heißt nichts anderes als lieben. Auch der Apostel Paulus weiß von diesem Weg, der es uns möglich macht, dass wir trotz mangelnder oder zumindest stark getrübter Erkenntnismöglichkeit nicht dumm sterben müssen, sondern die Chance haben, das Entscheidende zu begreifen.
- Buchtipp: Josef Dirnbeck, Das Buch von den Engeln. Spannend, unterhaltsam und humorvoll führt der Autor in die Welt der „guten Mächte“ ein. Weltbild-Verlag 2007, 7,95 Euro.