Klösterliche Ökumene:
Dass die Kirchen schon jetzt viel gemeinsam machen können, ist eine Botschaft der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen (siehe Seite 12). Darauf setzt auch das Kloster Volkenroda im deutschen Thüringen.
Ausgabe: 03/2017
28.09.2016 - Heinz Niederleitner
Dem Christus in der Klosterkirche fehlen die Arme. Das erinnert nicht nur daran, dass das Gebäude einst vor Verfall und Vandalismus gerettet werden musste. Es erinnert auch daran, dass dies eine Folge der Konfessionskämpfe war, die zur Geschichte Volkenrodas gehören: Bald nach der Verwüstung im Bauernkrieg wurde das Zisterzienserkloster 1540 im Zuge der Reformation aufgegeben. Heute gibt es wieder ein Klosterleben in der ländlichen Ortschaft und es steht ganz im Zeichen der ökumenischen Ausrichtung. Denn nachdem sich Helfer um Ulrike Köhler um den Erhalt der Gebäude kümmerten, wirkt seit 1994 die Jesus-Bruderschaft in Volkenroda, das sich zu einem religiösen Zentrum entwickelt hat. Gemeinschaft. In der Anfang der 1960er Jahre entstandenen Bruderschaft wirken Christen verschiedener Konfessionen zusammen. Neben zölibatär lebenden Schwestern und Brüdern sind auch Familien Teil der Bruderschaft im Zeichen von Gebet, Arbeit und Gemeinschaft. „Wir knüpfen da auch an die Zisterzienser-Tradition in Volkenroda an“, sagt Ulrike Köhler, die heute Mitglied der Gemeinschaft in Volkenroda ist. Drei Tagzeitengebete werden dort gebetet. Und auch wenn derzeit keiner der zwölf ansässigen Mitglieder der Kommunität katholisch ist, wird viel „Katholisches“ gelebt: Das Abendmahl wird täglich gefeiert, eine Marienstatue steht in der Kirche und mit Weihrauch wird auf sinnliche Elemente der katholischen Liturgie zurückgegriffen. „Außerdem gibt es neben der ansässigen Gemeinschaft auch Mitglieder, die nicht im Kloster wohnen. Darunter sind Katholiken und auch Priester“, sagt Köhler. Gemeinsam mit den Zisterzienserinnen von Waldsassen lädt ihre Gemeinschaft heuer, im Jahr des Reformationsgedenkens, Ende April zu einer zweitägigen ökumenischen Christus-Wallfahrt nach Volkenroda. Gastfreundschaft ist ein wichtiges Standbein des Klosters, dessen Mitglieder aber keine Gütergemeinschaft haben und jeweils selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Inklusive Tagesgästen nutzen laut dem Kloster rund 50.000 Menschen pro Jahr die Angebote, die von Pilgerbesuchen und Einkehrtagen bis zu Camps für Jugendliche und „Kloster auf Zeit“ als Seelsorge für Menschen in Auszeiten reichen. Auch ein Schulbauernhof ist angeschlossen. Die Verbindung zwischen Tradition und Neuem zeigt sich auch in der Architektur: Der Klosterkirche gegenüber liegt der Christus-Pavillon, der als kirchlicher Beitrag auf der Weltausstellung in Hannover 2000 stand. In Volkenroda hat er eine neue Heimat und Verwendung gefunden. « Infos: www.kloster-volkenroda.de