Waren das noch Zeiten, als auf dem Beichtstuhl „P. Anselm“ oder „Kaplan Richter“ zu lesen war. Da wusste man, bei wem man die Sünden bekennen wird. Aber was soll man einer Bank beichten? – Dass einem das Geld ständig ausgeht? – In einer Kremser Kirche prangt das Raiffeisen-Logo vom Beichtstuhl. Es wird wohl keine Einladung sein, der Bank einen Offenbarungseid zu leisten! Nein, wo die frohe Botschaft verkündet wird, werden nun auch Werbe-Botschaften unters Volk gebracht. Beichtstühle, kaum mehr frequentiert, bekommen eine neue Funktion. Das könnte erst der Anfang sein. Wird bald von der Kanzel für eine Zeitung geworben: „Bei uns ist jeder Satz wahr, lesen Sie ...“ Oder wird auf der elektronischen Liedanzeige zwischendurch eine Leuchtreklame erscheinen: „Wenn die Stimme versagt – Ricola Kräuter-Bonbons!“ Oder wird der Organist Melodien berühmter Fernseh-Werbungen in sein Orgelspiel einstreuen. Werden die Ministranten ihre Rochette wie Fußballstars ihre Leiberl an Meistbieter „vermieten“?