„Hast du ein Ladekabel mit, mein Akku ist fast leer“, wendet sich einer an mich. Neue Zeiten, neue Sorgen. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/41, Leitartikel
11.10.2016 - Matthäus Fellinger
Seit Smartphones den Markt erobert haben, ist diese neue Sorge auf die Welt gekommen: Wie steht es um den Ladezustand meines Gerätes? Rechtzeitig, also im Voraus, muss man sich darum kümmern – sonst hat man keine Reserve, wenn die Anschlussmöglichkeit fehlt.
Ziemlich leer scheinen die Akkus zu sein, was die Zuversicht unter den Menschen betrifft. Auf ein besorgniserregendes Maß ist der Ladezustand an Hoffnung bei vielen gesunken. Die Krisen der Welt und verfahrene Situationen im eigenen Land nagen an der Zuversicht: Da gibt es nicht viele, die guten Mutes sind. Die „Restenergie“ reicht gerade noch für das Beklagen der Zustände. So docken sie an an den Ladestationen des Frustes und lassen sich nur noch tiefer hinabziehen. Frustgeladen ziehen sie andere mit. Dabei liegen die Energiequellen der Hoffnung nicht weit. Sie haben mit Nächstenliebe zu tun: Wo Menschen einander nicht bloß in ihren Frustrationen bestärken, sondern sich im Guten begegnen, wächst Zuversicht. Im Ernstnehmen des Nächsten kommt Hoffnung.
Gläubige wissen um eine besondere Ladestelle – wenn sie in Verbindung treten mit Gott. In Verbindung bleiben. Das ist das „Ladekabel“, das man für Hoffnung braucht. Glaube hat immer ein Du.